Kopfrechnen und Handarbeit

Effjott, alte Nase, war ja ganz schön ruhig um Sie geworden in den letzten Wochen und Monaten, aber heute haben Sie mit einer gewagten Links-Rechts-Kombination ein fulminantes Comeback eingeleitet:

Vor 25 Jahren stellte IBM den ersten Personalcomputer vor und George Lucas faszinierte die Welt mit seiner „Star Wars“-Trilogie. Etwas Erregenderes, Neuartigeres, Unerwarteteres lässt sich heute gar nicht denken. Bei „Star Wars“ ist es die Fantasie zu grenzenlosen, gottartigen Extremen aufzubrechen.

Ähm… kann ja sein, dass Ihnen der mit einem Laserschwert herumfuchtelnde Alec Guinness im Verbund mit einem Raumschiffe lenkenden Menschenaffen als „gottartiges Extrem“ vorkommt (ist wohl gestern mit Udo wieder spät geworden?), aber der erste Star Wars Film erschien vor 31 Jahren, nicht vor 25. Hätten Ihnen die Stinker von der BILD-Redaktion ruhig sagen können. Keine Ahnung, warum die Sie boykottieren und Ihnen Grammatik-Auffahrunfälle wie diesen durchgehen lassen:

Beim Computer ist es, das manuelle Zeitalter zu verlassen.

Aber jetzt hab ich wenigstens endlich kapiert, warum Sie mit Elektronengehirnen nicht zurande kommen. Sie versuchen immer noch, die Dinger wie in einem 50er-Jahre-SF-Film mit der Kraft Ihrer Gedanken zu lenken. Klappt nicht. Schauen Sie doch mal auf Ihren Schreibtisch. Irgendwo vor Ihnen liegt ein flacher, rechteckiger Kasten mit vielen Tasten, auf denen sich Buchstaben, Zahlen und so Zeugs befinden. Das nennt man eine Tastatur. Wenn Sie die manuell bedienen (auch wenn’s Ihnen als Rückschritt erscheinen muss), klappt’s auch mit dem Elektronengehirn. Willkommen im Zeitalter der Maschinenmenschen.
[tags]Effjott, Denkschwurbel, Gehirnmissbrauch, Ungeheuer![/tags]

Oh, no! Chuck Norris!

Heute habe ich erfahren, dass es Chuck-Norris-Witze gibt. Ich hab ein bisschen recherchiert und bin zu der Erkenntnis gelangt, dass diese Witze primitiv, peinlich und eigentlich nur von adoleszenten Menschen zu ertragen sind. Vermutlich deswegen finde ich sie saukomisch. Hier sind meine Favoriten:

Chuck Norris liest keine Bücher: Er starrt sie so lange an, bis sie ihm freiwillig sagen, was er wissen will.
Chuck Norris kann eine Drehtür zuschlagen.
Wenn Chuck Norris Honig essen will, zerkaut er ein paar Bienen.
Wenn Chuck Norris ins Bett geht, zählen ihn die Schafe.
Chuck Norris schläft mit einem Kopfkissen unter seiner Waffe
Chuck Norris trägt keine Uhr – ER entscheidet wie spät es ist
Chuck Norris hat Schwarz erfunden. Tatsächlich hat Chuck Norris alle Farben erfunden – außer Rosa. Tom Cruise hat Rosa erfunden.
Chuck Noris kann ohne eine Frage zu beantworten ein Sandwich bei Subway bestellen.
Gott sprach: „Es werde Licht!“ Chuck Norris antwortete: „Sag bitte!“
Wenn Chuck Norris ein Ei essen will, pellt er sich ein Huhn.
Chuck Norris hat 1983 die World Series of Poker mit folgendem Blatt gewonnen: Kreuzbube, Pik Sieben, eine grüne 4 aus einem UNO-Spiel, ein Joker und eine „Du kommst aus dem Gefängnis frei“-Karte.

Und zwei englische Perlen, die sich letztlich der Übersetzung entziehen:

Chuck Norris built a time machine and went back in time to stop the JFK assassination. As Oswald shot, Chuck met all three bullets with his beard, deflecting them. JFK’s head exploded out of sheer amazement.
Chuck Norris’s girlfriend once asked him how much wood a woodchuck could chuck if a woodchuck could chuck wood. He then shouted, „HOW DARE YOU RHYME IN THE PRESENCE OF CHUCK NORRIS!“ and ripped out her throat. Holding his girlfriend’s bloody throat in his hand he bellowed, „Don’t fuck with Chuck!“ Two years and five months later he realized the irony of this statement and laughed so hard that anyone within a hundred mile radius of the blast went deaf.

[tags]Chuck Norris, Witze, peinlich, Ungeheuer![/tags]

Trendbüro-Digest: New Pig in Town

Es ist immer schön, zu beobachten, wenn eine neue Sau durchs Dorf gejagt wird. Ein besonders fettes, vielversprechendes Tier wird unter der schönen Bezeichnung „Identitätsmanagement“ von einer Organisation namens „Trendbüro“ zur Hatz freigegeben und dem zahlungskräftigen Publikum auf einem „Trendtag 2008“ erklärt. Die Herrschaften vom Trendbüro haben dazu einen ganz faszinierenden Text geschrieben und veröffentlicht, den ich den Netzecken-Lesern nahe bringen möchte. Da ich aber weiß, dass die Leser meiner Seite wenig Zeit haben, erlaube ich mir, den Trendbüro-Text nicht nur zu zitieren, sondern sinngebend zusammenfassen. So spart der Netzecken-Leser Zeit bei der Entscheidung, ob er am Trendtag 2008 (Eintritt: (800 Öcken und ein paar Zerquetschte) teilnehmen möchte oder nicht.

Die Ökonomie der Aufmerksamkeit ist tot! Es reicht nicht mehr, laut und anders zu sein. Das kann heute jeder. Zukünftig zählt Anerkennung. Wir sind soziale Wesen. Wir wollen gemocht, respektiert und geschätzt werden. Der Applaus unserer Wahlverwandtschaften sichert unseren Status.

Wer die meisten Deppen aufreißt, die ihm applaudieren, gewinnt.

Früher formten uns Arbeit, Familie und Religion. Identität war statisch. Heute fehlt uns Tradition. Wir definieren Identität dynamisch.

Lügen ist ab sofort cool.

In Zeiten des Web 2.0 wird Identität zur Management-Aufgabe. Die Frage „Wer bin ich?“ wird ersetzt durch „Wer will ich sein?“. Je nach Publikum spielen wir unterschiedliche Rollen. Erfolgreiche Rollen optimieren wir und akzeptieren sie als Teil von uns.

Trickbetrug und Hochstapelei sind ab sofort vollkommen akzeptabel.

Ein-Weg-Kommunikation verliert weiter an Relevanz. Nicht das Produkt, sondern der Konsument steht zukünftig im Mittelpunkt. Kundenbeziehungsmanagement wird zur wichtigsten Aktion der Markenführung. Statt ein statisches Bild der Marke in den Köpfen zu verankern, geht es zukünftig stärker darum, die Markenidentität in der Interaktion mit dem Kunden zu leben.

Red deinem Kunden ein, dass Scheiße cool ist, dann wird er sie kaufen.

Die Auswahl des richtigen Publikums ist entscheidend. Anders als Aufmerksamkeit besteht Anerkennung aus dynamischen Austauschprozessen: Wer Anerkennung sucht, muss selbst anerkennen.

Das wusste auch schon Erich Mielke: „Ich liebe euch doch alle!“

Diese banale Erkenntnis hat gravierende Folgen für Unternehmen und Institutionen.

Das fürchte ich auch.
[tags]Wortmüll, Denkfehler, Sprachverbrechen, Gehirnmissbrauch, Ungeheuer![/tags]

Zettels Alptraum

Die BILD veröffentlichte heute ein erschütterndes Zeitdokument: Eine Sammlung von Notaten, in denen Ralf-Schumacher-Gattin Cora mit ihren renitenten Hausangestellten kommunizierte – ein erschütterndes Dokument einer eskalierenden, vollkommen außer Kontrolle geratenen Situation zwischen den Schumachers und ihren Mitarbeitern. Und doch hat die BILD – mal wieder – nur die halbe Wahrheit veröffentlicht, die Spitze des Eisbergs Zettelkastens sozusagen: Cora Schumachers brisanteste Notizzettel und Anweisungen blieben in Kai Diekmanns Schublade – wohl, um die empfindsamen Seelen der BILD-Leser zu schonen. Die Netzecke muss derartige Rücksichten nicht nehmen. Hier steht die ganze Wahrheit, hier sind die Zettel, die BILD nicht zu drucken wagte:

Letzte Woche haben Ralf und ich ein paar Paletten „Kleiner Feigling“ von der Tanke mitgebracht. Derjenige, der auf jedem Etikett das „Feigling“ mir Filzstift durchgestrichen und durch „Bruder“ ersetzt hat, sollte sich schämen.

Wer sich an Ralfs Nappos vergreift, soll es sofort bleiben lassen! Ralf darf nur 2 Nappos am Tag, weil er sonst nicht mehr in den Overall passt, es fehlen aber jeden Tag 5! Ihr führt mich nicht hinters Licht.

Wer auch immer diese fiesen Porno-Magazine in Ralfs Nachttischschublade gelegt hat, soll sie sofort entfernen. Ralf hat geschworen, dass er das Dreckszeugs zum ersten Mal sieht. Und ich fass die nicht an, schon wegen der komischen Flecken nicht.

Wer ist eigentlich die Frau, die seit zwei Jahren auf dem Gästeklo sitzt? Nicht, dass sie da noch festwächst!

Wer es auch ist: Hören Sie sofort auf, Bremsspuren in Ralfs Unterwäsche zu machen. Das ist nicht witzig!

Derjenige, der „Cora ist doof“ in den Schnee gepinkelt und dabei Ralfs Handschrift nachgemacht hat, kann sich seine Entlassungspapiere abholen!

[tags]Schumacher, Ralf, Cora, Gehirnmissbrauch, Zettel, Ungeheuer![/tags]

Das Ackermann-Angebot

Heute steht’s in allen Zeitungen: Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann glaubt angesichts der internationalen Finanzkrise nicht, dass die Banken die Lage allein in den Griff bekommen können. Jetzt soll’s die Politik richten, fordert er lautstark, doch wie genau die Hilfe der Politik aussehen sollte, blieb zumindest im Halbdunkel. Bis jetzt. Der Netzecke ist ein brisantes Gesprächsprotokoll zugespielt worden, das eindrucksvoll dokumentiert, wie die Finanzkrise entstanden ist und welche konkreten Forderungen Vollblut-Banker Ackermann an die Politik stellt.

„Steinbrück.“
„Hier ist Josef Ackermann von der Deutschen Bank! Peer, alter Junge, wie geht’s denn immer so?“
„’Peer, alter Junge‘? Als wir uns das letzte Mal getroffen haben, war ich noch der ’schnöselige Kassenwart‘.“
„Olle Kamellen, ein dämliches Missverständnis …“
„Sind Sie wirklich Josef Ackermann?“
„Sag Jupp zu mir! Alle meine Freunde nennen mich Jupp.“
„Na denn, Herr Ackermann, was kann ich für Sie tun?“
„Naja, Peer, du könntest mir in der Tat ein bißchen aus der Klemme helfen. Entweder ein paar hundert Milliarden rüberrubbeln…“
„Einen Moment, Herr Ackermann. Frollein Koslowski, bringen Sie mir mal ganz schnell meine Blutdrucktabletten!“
„…oder ein paar Leuten mal so richtig Bescheid stoßen.“
„Das klingt schon wesentlich sympathischer. Wenn darf ich abmeiern?“
„Wenn du mit dem Paulson anfangen könntest…“
„Dem amerikanischen Finanzminister? Aber gern. Was liegt an?“
„Ich brauche eine konzertierte Aktion von Notenbanken und Regierungen…“
„Geht das etwas konkreter?“
„Klar. Also, der Paulsen soll sein Hotel in der Schlossstraße wieder abreißen. Wenn ich ’ne fünf würfle, bin ich drauf, und wenn ich die Miete zahlen muss, geh ich krachen.“
„Hotel in der Schlossstraße? Und… was erwarten Sie von den Notenbanken?“
„Die Zinsen müssen runter! Ich hab gerade eine Hypothek auf mein E-Werk aufgenommen, die Zinsen fressen mich auf. Der Paulson steht zwar kurz davor, aber wenn er ’ne 4 würfelt und auf das E-Werk kommt, bleibt mir ja gar nix von der Miete übrig.“
„Wie sind Sie denn in diesen grauenhaften Liquiditätsengpass geraten?“
„Mein Gott, ich hab ein paar Mitspielern großzügig Kredite gewährt. Ist ja auch meine Aufgabe als Banker, nicht wahr? Und dann erklären die einfach Bankrott und spielen nicht mehr mit.“
„Sie haben Ihren Mitspielern Kredite gegeben? Ja, spielen Sie denn zum ersten Mal Monopoly?“
„Nö, das mach ich seit Jahren. Wieso?“
„Dann müssen Sie doch wissen, dass bei jeder Monopoly-Partie die Mitspieler einer nach dem anderen Bankrott gehen, bis nur noch einer übrig bleibt.“
„Jau. Marktwirtschaft ist nun mal kein Nonnenhockey.“
„Sie zocken ohne Netz, und dann beschweren Sie sich, wenn’s schief geht.“
„Was bleibt mir denn übrig, wenn die Selbstheilungskräfte des Marktes nicht mehr funktionieren?“
„Und ich soll jetzt den Gesundbeter machen? Vergessen Sie’s!“
„Ich würde mich selbstverständlich revanchieren, mit einem Premium-Girokonto ohne Kontoführungsgebühren. Und zur Kontoeröffnung gibt’s die Eurocard Gold und einen Toaster!“

[tags]Ackermann, Finanzkrise, Subprime, Steinbrück, Gehirnmissbrauch, Ungeheuer![/tags]

 

Die tibetische Fliege

Da stehen wir beide vorm Tibeter und staunen, lieber Effjott, denn so friedliebend wie Sie ihn heute beschreiben

Kein Tibeter schlägt nach einer Fliege, die ihn belästigt, die Fliege könnte seine verstorbene Großmutter sein.

nötigt er uns beiden ein Höchstmaß an Bewunderung ab. Aber eine Frage haben Sie in diesem Satz doch aufgeworfen, die mich nicht zur Ruhe kommen lässt: Was hat der Tibeter seiner armen Großmutter bloß angetan, dass sie ihn auch in ihrer neuen Inkarnation als Fliege nicht in Ruhe lässt?

[tags]Wagner, Gehirnmissbrauch, Denkschwurbel, Ungeheuer![/tags]

Cincinnati-Kurt und der Pokerkönig

Was bisher geschah: Kurt Beck hat die SPD bei einer Chicago-Partie an Oskar Lafontaine verloren, der ihm jedoch eine Revanche im Online-Poker zugestanden hat. Nach der Hamburg Wahl schützte Beck deshalb eine Grippe vor, um ausgiebig trainieren zu können. Lafontaine war durchaus siegesgewiß, obwohl auch er mit gewissen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Mittlerweile hat der Showdown zwischen den beiden großen Männern der deutschen Linken stattgefunden… mit durchaus überraschendem Ausgang, wie dieses Gesprächsprotokoll beweist, dass der Netzecke über die üblichen Kanäle zugespielt worden ist:

Sonntag morgen, in der Dämmerung. Der Wind pfeift eiskalt durch Saarbrückens menschenleere Gassen. Die Stadt schläft, nur zwei Männer stehen auf der Straße, um die Ecke vom „Scharfen Eck“, vor einem Internet-Café, in dem gerade das Licht ausgemacht und der Rolladen hinuntergefahren werden. Ein kleiner, korpulenter Mann trinkt mit hastigen Schlücken aus einer Dornfelder-Flasche mit Schraubverschluss, der andere, ebenfalls von gedrungenem Körperbau, jedoch von größerem Wuchs rümpft nur die Nase, als der Kleine ihm einen Schluck anbietet.
„Du…“
„Bitte, Kurt, sag jetzt nicht ‚Dumm gelaufen!’“
„Woher weißt du denn, was ich sagen wollte, Oskar?“
„Weil du immer absolut banales, vorhersagbares Zeugs daher redest, Kurt.“
„Aber Berechenbarkeit und Verlässlichkeit sind doch sozialdemokratische Tugenden…“
„Mir wird übel.“
„Mir auch.“
„Das liegt an dem Zeugs, was du trinkst. Dornfelder…“
„Das liegt daran, dass ich heute die SPD ein zweites Mal verloren hab. Diesmal beim Online-Poker.“
„Sei nicht so wehleidig, Kurt. Was soll ich denn sagen. Auch ich habe gerade meine Partei verloren…“
„Nicht doch einen Schluck Dornfelder? Das ballert.“
„Die Versuchung ist groß, aber… nein, danke!“
„Selber schuld. Mein Gott, ich war mir so sicher, dass ich dich hatte.“
„Ich auch.“
„Ein blitzsauberes Fullhouse… Da musste ich All-In gehen.“
„Und ich hätte dich in der Tasche gehabt mit meinen 4 Assen…“
„Wer konnte denn ahnen, dass dieses Mädel einen Royal Flush auspackt.“
„Kreuz 10, Bube, Dame, König, As…“
„Da war meine Partei weg.“
„Und meine auch.“
„Wer ist die Dame überhaupt, der jetzt unsere Parteien gehören?“
„Nicole Klawuttke, 17 Jahre, aus dem Wedding in Berlin, von Beruf ebay-Powersellerin.“
„Oskar, die kenn ich! Die kenn ich! Die hat mich mit einem angeblich neuen Akku für mein Nokia übers Ohr gehauen…“
„Vergiß es, Kurt. Die ist dir über.“
„Moment mal… Du hattest 4 Asse, und Sie einen Royal Flush mit einem As… das geht doch gar nicht. Die hat mich schon wieder beschissen!“
„Äh… nicht ganz. Meine 4 Asse gingen auf einen ehemaligen Star-Programmierer aus dem Kreml zurück, der Gregor noch einen Gefallen schuldig war.“
„Ach so.“
„Nix für ungut, Kurt.“
„Schon gut, Oskar. Äh… weiß man schon, was die junge Dame mit unseren Parteien zu tun gedenkt?“
„Was wird sie schon mit ihnen machen? Sie wird sie bei ebay einstellen und an den Meistbietenden vertickern. Allein die Vorstellung, Jutta Ditfurth könnte die Linkspartei ersteigern… Kann ich vielleicht doch einen Schluck Dornfelder haben?“
„Sorry, Oskar, ich hab gerade Rest gemacht. Aber vorne ums Eck ist ’ne Tanke, die haben einen gepflegten 06er Bauernbrecher…“
„Lass gut sein, Kurt. Äh… wirst du mitbieten? Um die SPD?“
„Selbstverständlich. Allerdings fürchte ich, dass mein Kapital nicht reichen wird.“
„Wieviel hast du denn?“
„Nur noch die drei Bände von Marx.“
„Das wird in der Tat nicht reichen.“
„Wie sieht’s bei dir aus?“
„Vollkommene Ebbe in der Kasse.“
„Hast du eine Idee, wie wir bis zum Ende der Auktion unser Kapital etwas aufstocken können?“
„Kannst du singen?“
„Wieso das denn?“
„Casting Shows sind gerade der Renner. Da kann man ’ne müde Mark machen.“
„Wir sagen jetzt Euro, Oskar.“
„Auch recht.“
„Das sind doch Hirngespinste. Seien wir ehrlich: wir haben’s versiebt. Vielleicht wäre jetzt ein Abgang in Würde angesagt.“
„Du hast recht, Kurt. Dann war’s das. War… äh, nett mit dir, Kurt.“
„Mit dir auch, Oskar. Also… man sieht sich…“
„Ich hoffe nicht…“
„Ja, wenn du meinst. Dann soll’s das gewesen sein. Hm. Wie funktionieren eigentlich diese Casting Shows?“


Das Ende von „Cincinnati-Kurt und der Pokerkönig

aber Kurt Beck kehrt zurück in

Campino Royale

 


[tags]Beck, Lafontaine, SPD, Hintergrundbericht, Wortbruch, Ungeheuer![/tags]

Finanzprobleme regeln wir mit links

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Am Wochenende wird sich das Schicksal der SPD entscheiden. Netzeckenleser erinnern sich: Kurt Beck hatte die SPD vor ein paar Wochen bei einer Chicago-Partie an Oskar Lafontaine verloren. Seit zehn Tagen täuscht Beck eine Grippe vor, um in Ruhe für die Revanche im Online-Poker trainieren zu können. Beck steht als Herausforderer alleine da, die anderen sozialdemokratischen Spitzenpolitiker haben andere Interessen, aber auch Oskar Lafontaine hat mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, wie ein sensationelles Gesprächsprotokoll dokumentiert, das ich – wieder einmal – weltexklusiv in der Netzecke veröffentliche.

„Drei… zwei… eins… meins! Ich fass es nicht! Ein Traum wird wahr!“
„Was ist denn, Oskar?“
„Ich hab mir gerade auf ebay Kurt Becks Briefmarkensammlung geschossen. Mit allen Wohlfahrtsmarken aus den 60er Jahren!“
„Kurt Beck verkauft seine Briefmarkensammlung?“
„Kurtchen hat ein Liquidätsproblem, er braucht dringend Bares, wenn er morgen gegen mich die SPD beim Online-Poker zurückgewinnen will. Zwanzigtausend muss man für den Einstieg am VIP-Table hinlegen, hähähä.“
„Und deswegen versteigert Kurt seine Briefmarkensammlung?“
„Und die Pannini-Alben seiner Kinder, den Fiat Panda seiner Frau und eine olle Kienzle-Zwiebel, die er für die Taschenuhr von August Bebel hält…“
„Hält? Ist das nicht die echte?“
„Die echte hab ich natürlich behalten. Ich konnte doch intellektuellen Gnomen wie Schröder, Platzeck oder Beck, die sich in meinen übergroßen Fußspuren verirren, nicht Augusts Uhr anvertrauen!“
„Ääääh… nur mal so nebenbei gefragt, Oskar… woher nimmst du denn deine zwanzigtausend?“
„Gregor, ich bitte dich. Ich zocke grundsätzlich nicht mit eigenem Geld, ich war mal Finanzminister. Die zwanzigtausend für mich muss die Linkspartei abdrücken.“
„Ich weiß jetzt nicht, wie ich das sagen soll, Oskar, lieber Genosse Oskar…“
„Immer wenn du ‚Lieber Genosse‘ sagt, fangen bei mir alle Alarmglocken an zu schrillen.“
„Es könnte sein, dass wir ein kleines Liquiditätsproblem haben…“
„Das kann nicht sein, Gregor. Wenn du das Klimpergeld nicht in der Tasche hast, dann jettest du eben zackzack nach Zürich und holst ein bißchen was von dem, was die PDS dort deponiert hat. SED-Parteivermögen, Nazigold, Bernsteinzimmer…“
„Oskar! Dass ausgerechnet du diese Ammenmärchen aufwärmst!“
„Entschuldige, aber mit Ammenmärchen verdiene ich meinen Lebensunterhalt.“
„Oskar, klipp und klar…“
„Öha. Immer wenn du ‚klipp und klar“ sagst, hast du die Nebelwerfer schon in Stellung gebracht.“
„Wir haben keine zwanzigtausend.“
„Dann muss ich die SPD wohl kampflos an Kurt Beck zurückgeben.“
„Kann man denn da gar nichts machen? Irgendwas auf Pump? Meinethalben auch ein ungedeckter Wechsel…“
„Die Nummer funktioniert nur aus der Regierungsverantwortung heraus.“
„Dann bin ich ratlos, Oskar. Die Partei hat das Geld nicht.“
„Hab ein bißchen Vertrauen. Sehe ich etwa aus wie einer dieser Schlangenöl-Verkäufer, die Hühner auf heißen Herdplatten tanzen lassen und dafür Eintritt verlangen?“
„Offen gestanden: ja.“
„Gregor, sei doch ein bißchen kreativ…“
„Immer, wenn meine Kreativität gefragt ist, soll ich was Illegales machen.“
„Quatsch illegal. Du fährst einfach an den Tegernsee, klingelst bei Schalck-Golodkowski…“
„Laut Parteitagsbeschluss müssen wir ‚Du weisst-schon-wer‘ oder ‚Der, dessen Name nicht genannt werden darf‘ sagen.“
„… und sagst, dass die Leichen nur im Keller bleiben, wenn er schnell mal zwanzigtausend rüberrubbelt.“
„Hm. Ich soll tatsächlich Scha… Du-weißt-schon-wen erpressen?“
„Ein häßliches Wort. In der Politik sagen wir überzeugen.“
„IHN erpressen. Auweh!“
„Ich brauch das Geld doch nur geborgt. Morgen, für zwei, drei Stunden… Online-Poker gegen Beck ist eine todsichere Sache, da KANN ich gar nicht verlieren.“
„Okay, überredet.“
„Du fährst zu Schalck?“
„Nein. Ich flieg nach Zürich.“

[tags]SPD, Linke, Beck, Lafontaine, Ungeheuer![/tags]