Splitterbrötchen (CCVII)

Die Idiotie der Woche gelang dem Bewertungsportal „qype“. Dort kann man jetzt Plätzen „folgen“.

Geniale Facebook-Kleinanzeige: „Vermiete deine Unterkunft an Tennisspieler und lerne nette Leute kennen.“

Blödsinniger, fauler Kompromiss in Schwäbisch Gmünd: Statt dem Tunnel will man nun ein Schwimmbad nach Bud Spencer benennen. Dabei wäre es doch so einfach gewesen: Einfach einen zweiten Tunnel neben den ersten bohren und das Ensemble „Zwei-Himmelhunde-auf-dem-Weg-zur-Hölle-Tunnel“ nennen.

Problem: Gescheibelte Radieschen unfallfrei und unauffällig vom Frühstücksbuffet auf meinen Teller zu bekommen. Wieso hat WMF für diese Herausforderung eigentlich noch kein Spezialwerkzeug auf den Markt gebracht?

Splitterbrötchen (CCVI)

Groß-Gastronomin Melitta T. begrüßt die geduldigste Gemahlin von allen und mich, als wären wir Stammgäste („Wie schön, dass Sie wieder reinschauen…“), komplimentiert uns an einen Tisch… und dann werden wir 15 Minuten lang von ihren Kellnern ignoriert, bis wir woanders hingehen.

Auch ein Zeichen beginnenden Altersstarrsinns: Wenn man Geschäfte mit seltsamen Bezeichnungen wie „Proscutteria“ oder „Wurst-Boutique“ aus Prinzip gar nicht erst betritt.

Und dann wurde ich noch Zeuge einer Brise, die war dermaßen steif, dass die Porzellan-Schiffchen im Ramschladen zu schwanken begannen.

Mann der Woche ist Gurkenzüchter Robert Bergenhenegouwen, der uns in einer ganzseitigen Anzeige der Europäischen Kommission Landwirtschaft und ländliche Entwicklung mit einem klarsichtigen Statement beglückte, das unserer Jugend hoffentlich die Augen öffnen wird: „Es ist schade zu sehen, wie Teenager ihr Geld für Fast Food und Alkohol ausgeben statt für gesundes Essen.“

Der Niedergang des deutschen Theaters ist eng mit dem Niedergang der Kortner-Anekdote verwoben.

Und schließlich hab ich noch ein Geschäft gesehen, wo ich einige Herrschaften gern zum Shopping hinschicken würde.

Splitterbrötchen (CCV)

Nach wie vor gültige Weisheit des grandiosen Kochs Dieter Kalldewey: „Wer Teller bemalen kann, kann noch lange nicht kochen.“

Mancher Wein duftet ganz ausgezeichnet. Bis man ihn trinkt.

In memoriam Heinz Reincke – Wie er mal Marianne Koch bei „III nach Neun“ schwindlig talkte (nach dem Gedächtnis zitiert):
„Sie sind wirklich immer betrunken, wenn Sie Theater spielen?“
„Aber natürlich. Anders halte ich das Lampenfieber nicht aus. Nur neulich, nach 130mal Mephisto, hab ich mir gesagt, das hast du so oft gemacht, das probierst du mal nüchtern. Das war aber auch nichts. Da hab ich die Kollegen so deutlich gesehen.“

Schöne Leistung von Fahrradverleiherin Gloria T., die eine Sektbar vor ihrem Laden aufstellte, ohne jedoch Sekt auszuschenken. Stattdessen las der Durstige ein Schild: „Sektbar zu vermieten“.

Eine zeitig eingenommene Weinprobe bringt den weiteren Tag so angenehm zum Diffundieren.

Typische Reaktion der geduldigsten Gemahlin von allen, wenn ich mal was Lustiges sage:

Splitterbrötchen (CCIV)

Wann haben Journalisten eigentlich begonnen, recherchierte Berichte grundsätzlich durch Kaffeesatzlesereien zu ersetzen?

In den Dialog der Woche geriet ich bei Fa. Saturn. Ich: „Ich such eine Schutzhülle für einen Netbook, 21 mal 29 Zentimeter.“ – Verkäufer: „Wieviel ist das in Zoll?“ Manchmal möchte man zur Pumpgun greifen.

Es steht nicht gut ums deutsche Tennis. Beim Davis-Cup war die halbe Hütte leer, und Patrick Kühnens Koteletten sahen echt scheiße aus.

Fa. Philips irritiert nachhaltig mit dem Slogan „Die fortschrittlichste Rasur aller Zeiten“. Was kann an „Haare ab“ fortschrittlich sein?

 

Splitterbrötchen (CCIII)

Schauen sich Supermarkt-Kassiererinnen nach Feierabend wirklich Storno-Filme an?

Den Preis für die couragierteste Information der Woche gebührt natürlich ZDF-Urgestein Claus Lufen, der während einer Frauen-Fußball-Übertragung kolportierte, dass die „Kids“ heute „Netz“ zum Internet sagen würden. Wirklich sehr mutig von Lufen, auf diese außergewöhnlich freche Wortwahl hinzuweisen.

Die wichtigste Information der Woche lieferte uns Trainer Baade via Twitter: „Endlich eine angemessene Würdigung für Zwanziger. Der Wackeldackel im WM-Bus der Frauen ist nach ihm benannt.“

Ein Kreuzberger Steakhaus offeriert auf seiner Karte „Garnelen im Panzer“. Konsequentes Front-Cooking.

Und die Berliner sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Sepp Blatter nicht ausgepfiffen. Tststs. Das hätt’s früher nicht gegeben.

 

 

Splitterbrötchen (CCII)

Das Wort der Woche verdanken wir Norbert Röttgen: „Begründungszugänge“ ist einfach brillant.

Auf dem zweiten Platz ist natürlich das während der Preliminarien des gestrigen Boxkampfs Sturm-Macklin geprägte „Bademantel-Problem“.

Ich mag nicht glauben, dass Peter Falk wirklich gestorben ist. Ich warte darauf, dass er mit den Worten „Beinahe hätte ich’s vergessen, ETWAS muss ich Sie noch fragen…“ wieder auftaucht.

Was qualifiziert Axel Schulz eigentlich zum Box-Experten? Dass er ein netter Kerl ist? Nette Kerle verstehen doch nichts vom Boxen.

 

Splitterbrötchen (CCI)

Erkenntnisse über das eigene Älterwerden schleichen sich nicht vorsichtig rein sondern springen einen unvorhergesehen an. Natürlich kann man das auch positiver ausdrückten: Ich hab endlich gelernt, mich selber zu erschrecken.

Wenn Spiegel-Online so weiter macht, wird es bald zu einem ähnlichen Ärgerns wie die BILD. Die EHEC-Schlagzeilen-Brüllerei dieser Woche, hinter der nur längst bekannte Banalitäten steckten, hatte mit niveuavollem Journalismus oder gar dem Mitteilen von Neuigkeiten ungefähr soviel zu tun wie ein Effjott-Wagner-Brief mit einem Kommentar zum Zeitgeschehen.

Erst heute, als ich jemanden anders sie gebrauchen hörte, habe ich bemerkt, dass sich die Wörter „Ortsgespräch“ und „Ferngespräch“ bereits vor längerer Zeit aus meinem aktiven Wortschatz verabschiedet haben.

Die Spam-Betreffzeile der Woche war „So gewinnen Sie im Lotto“. Nur folgerichtig war, dass der Absender dieser Mail eine „McCrazy GmbH“ war.

 

 

Splitterbrötchen (CC)

Die große Splitterbrötchen-Sause

Tausende Menschen haben sich zur Stunde in Berlin Kreuzberg vor meiner Wohnung versammelt und feiern die zweihundertste Ausgabe der Splitterbrötchen. Ich bin begeistert und gerührt.

Immer wenn ich „So doof kann eigentlich keiner sein!“ sage, kommt einer an, der haargenau so doof ist.

Spam-Betreff der Woche ist selbstverständlich „Penis Growth Free Trial“. Find ich gut, dass man nicht die Katze im Sack kaufen muss und in Ruhe probieren kann.

Die beste der Wahrheitsfindung dienende Zeugenaussage der Woche gelang selbstverständlich Bommi Baumann im Prozess gegen Verena Becker:
„Herr Baumann, nehmen Sie Drogen?“
„Ja.“
„Seit wann?“
„Ich nehme seit 1967 Opiate.“
„Ununterbrochen?“
„Nee. 1993 habe ich 15 Jahre lang gar nichts mehr genommen.“
„Und warum haben Sie mit Ihrem Drogenkonsum wieder begonnen?“
„Wegen meiner geringen Lebenserwartung habe ich mir gesagt, jetzt kommt es auch nicht mehr drauf an. Irgend’n Hobby hat schließlich ’n jeder.“1

Grundsätzliche Frage nach Beobachtung des ersten Fußballspiels in einem hochauflösenden TV-Format: Warum sollte man Hans-Hubert Vogts in HD betrachten wollen?

Ich danke den Splitterbrötchen-Lesern und Netzecken-Besuchern für Aufmerksamkeit, Geduld und Treue. Bis spätestens nächsten Sonntag!

  1. zitiert nach der taz

Splitterbrötchen (CXCIX)

Wirklich, Fa Daimler Benz? Ich brauche einen „Aufmerksamkeits-Assistenten“? Der mich auf die nächste Pause hinweist? Den brauche ich? Wirklich?

Das erste Hefeweizen nach einer 85-km-Radtour ist eine der größten Delikatessen dieser Welt.

Die sinn- und hilfreichste Mitteilung der Woche verdanke ich Fa. KabelDeutschland:
Und bei Fa. Groupon hat wohl ein Versicherungsvertreter seinen Koksbeutel liegen lassen. Oder wie anders lässt sich ein Angebot wie „Perfekter Start in den Herrentag mit Frühstück Breaky for Men and Friends im Café Checker“ erklären?

In den Kommentaren hat mich Carsten Sohn darauf hingewiesen, dass Google einem die arabischen Ziffern in römische Ziffern umrechnet, wenn man lieb bittet. Als ich das ausprobierte, stellte ich bestürzt fest, dass ich alle Splitterbrötchen ab Nr. 190 peinlicherweise mit falschen römischen Ziffern versehen hatte. Ich danke allen Lesern, die so sensibel waren, mich nicht auf diese Serie peinlicher – wie geht eigentlich des Plural von Fauxpas? Fauxpasse klingt eher nach einem französischen Schriftsteller – hinzuweisen. Dass es einfach niemand gemerkt hat, ist ja total unwahrscheinlich.

 

 

 

Splitterbrötchen (CXCVIII)

Als ich die Tage an einem 5-Sterne-Hotel vorbeiging, vor dem die gepanzerten Limousinen parkten, musste ich unwillkürlich „Da drinnen jagen jetzt die Banker die Zimmermädchen“ denken. Strauss-Kahn hat meine Weltsicht radikal und dauerhaft verändert.

Das alte Europa versagt angesichts der Gurkenstaaten.

Tweet der Woche (C_Holler): „Wer nichts wird, wird Wirt. Wer mehr auf Koks und Nutten steht, für Ergo ist es nie zu spät.“

Ich muss mich immer öfter bei Wikipedia wegen der richtigen Schreibweise der römischen Ziffern versichern. Das Jubiläum droht.