Kopfrechnen und Handarbeit

Effjott, alte Nase, war ja ganz schön ruhig um Sie geworden in den letzten Wochen und Monaten, aber heute haben Sie mit einer gewagten Links-Rechts-Kombination ein fulminantes Comeback eingeleitet:

Vor 25 Jahren stellte IBM den ersten Personalcomputer vor und George Lucas faszinierte die Welt mit seiner „Star Wars“-Trilogie. Etwas Erregenderes, Neuartigeres, Unerwarteteres lässt sich heute gar nicht denken. Bei „Star Wars“ ist es die Fantasie zu grenzenlosen, gottartigen Extremen aufzubrechen.

Ähm… kann ja sein, dass Ihnen der mit einem Laserschwert herumfuchtelnde Alec Guinness im Verbund mit einem Raumschiffe lenkenden Menschenaffen als „gottartiges Extrem“ vorkommt (ist wohl gestern mit Udo wieder spät geworden?), aber der erste Star Wars Film erschien vor 31 Jahren, nicht vor 25. Hätten Ihnen die Stinker von der BILD-Redaktion ruhig sagen können. Keine Ahnung, warum die Sie boykottieren und Ihnen Grammatik-Auffahrunfälle wie diesen durchgehen lassen:

Beim Computer ist es, das manuelle Zeitalter zu verlassen.

Aber jetzt hab ich wenigstens endlich kapiert, warum Sie mit Elektronengehirnen nicht zurande kommen. Sie versuchen immer noch, die Dinger wie in einem 50er-Jahre-SF-Film mit der Kraft Ihrer Gedanken zu lenken. Klappt nicht. Schauen Sie doch mal auf Ihren Schreibtisch. Irgendwo vor Ihnen liegt ein flacher, rechteckiger Kasten mit vielen Tasten, auf denen sich Buchstaben, Zahlen und so Zeugs befinden. Das nennt man eine Tastatur. Wenn Sie die manuell bedienen (auch wenn’s Ihnen als Rückschritt erscheinen muss), klappt’s auch mit dem Elektronengehirn. Willkommen im Zeitalter der Maschinenmenschen.
[tags]Effjott, Denkschwurbel, Gehirnmissbrauch, Ungeheuer![/tags]

Splitterbrötchen (XLIV)

Verleser der Woche: Bei „Dichter Rauch legt Buenos Aires lahm“ fragte ich mich tatsächlich ein Weilchen, was dieser Herr Rauch wohl gedichtet haben mag, um eine Großstadt lahmlegen zu können.

Wer hat eigentlich erfunden, dass man sich ständig neu erfinden muss?

Warum glaubt Fa. Bauhaus, dass es mich am Samstagabend während des Pokalfinales interessiert, dass ihr neuer Katalog da ist?

[tags]Pseudoweisheiten, Tiefsinn, Wichtigtuerei[/tags]

Fress leider nur Privatica

Heute steigt bei Fressack die FressPublica, ein Treffen von Menschen, die sich in ihren Blogs vorwiegend oder auch – wie ich – gelegentlich mit Kochen und dem anhängenden Gedöns beschäftigen. Die meisten, ach, Quatsch, alle dieser lieben Menschen (wer gern und gut kocht, kann kein langweiliger Mensch sein) hätte ich rasend gern kennengelernt, aber mir ist wieder einmal der Beruf quer zwischen die Freizeitplanung gefahren. Bis eben musste ich heute arbeiten… jetzt tafeln sie schon ohne mich.
Statt die mitgebrachten  Gustostückerl der Foodblogger zu kosten, Fressacks hessische Spezialitäten zu goutieren und eine Riesenbresche in seine legendäre Schnapskarte zu schlagen, muss ich mich mit diesem Abendbrot begnügen:
Mein AbendessenIch bitte die Unschärfe der Aufnahme zu entschuldigen, die liegt an den Tränen, die mir aus den Augen schießen, wenn ich an die fröhlich tafelnden Kollegen denke, denen ich so gern zugehört hätte. Ich grüß euch alle. Lasst es euch gutgehen, ihr habt es euch verdient.
[tags]Kochen, FressPublica, Foodblogs[/tags]

Splitterbrötchen (XLIII)

Natürlich bin ich ein Gegner jeder Zensur. Aber diese unerträglich kitschigen, unbeholfenen Sprüche auf Kondolenz-Karten würde ich sofort verbieten lassen.

Zum Kotzen: Willi Lemkes selbstgefälliges, an den Fakten vorbeigehendes Gelaber im Sportstudio. Wieso dieser eitle Floskel-Daherbeter von einem Großteil der Presse hartnäckig als Sympath gefeiert wird, entgeht mir komplett.

Wenn Jogi Löw genug Cojones hat, ruft er Olli Kahn an und fragt ihn, ob er im Juni ein paar Wochen Zeit hat.

Mit jedem Rezept, das Peter Wagner sonntäglich auf Spiegel ONLINE veröffentlicht, werden meine Zweifel größer, ob der Mann schon mal eine Küche von innen gesehen hat. Wer Hobbyköchen empfiehlt, ihren Backofen auf 83 Grad einzustellen, Lachsbonbons zu drehen oder durch ein Haarsieb passierte Meerrettichraspel in einen „Thermo-Whip“ zu füllen, ist ein snobistischer Sadist oder weiß nicht, wovon er schreibt. Vermutlich ist beides der Fall.

[tags]Pseudoweisheiten, Tiefsinn, Wichtigtuerei[/tags]

Oh, no! Chuck Norris!

Heute habe ich erfahren, dass es Chuck-Norris-Witze gibt. Ich hab ein bisschen recherchiert und bin zu der Erkenntnis gelangt, dass diese Witze primitiv, peinlich und eigentlich nur von adoleszenten Menschen zu ertragen sind. Vermutlich deswegen finde ich sie saukomisch. Hier sind meine Favoriten:

Chuck Norris liest keine Bücher: Er starrt sie so lange an, bis sie ihm freiwillig sagen, was er wissen will.
Chuck Norris kann eine Drehtür zuschlagen.
Wenn Chuck Norris Honig essen will, zerkaut er ein paar Bienen.
Wenn Chuck Norris ins Bett geht, zählen ihn die Schafe.
Chuck Norris schläft mit einem Kopfkissen unter seiner Waffe
Chuck Norris trägt keine Uhr – ER entscheidet wie spät es ist
Chuck Norris hat Schwarz erfunden. Tatsächlich hat Chuck Norris alle Farben erfunden – außer Rosa. Tom Cruise hat Rosa erfunden.
Chuck Noris kann ohne eine Frage zu beantworten ein Sandwich bei Subway bestellen.
Gott sprach: „Es werde Licht!“ Chuck Norris antwortete: „Sag bitte!“
Wenn Chuck Norris ein Ei essen will, pellt er sich ein Huhn.
Chuck Norris hat 1983 die World Series of Poker mit folgendem Blatt gewonnen: Kreuzbube, Pik Sieben, eine grüne 4 aus einem UNO-Spiel, ein Joker und eine „Du kommst aus dem Gefängnis frei“-Karte.

Und zwei englische Perlen, die sich letztlich der Übersetzung entziehen:

Chuck Norris built a time machine and went back in time to stop the JFK assassination. As Oswald shot, Chuck met all three bullets with his beard, deflecting them. JFK’s head exploded out of sheer amazement.
Chuck Norris’s girlfriend once asked him how much wood a woodchuck could chuck if a woodchuck could chuck wood. He then shouted, „HOW DARE YOU RHYME IN THE PRESENCE OF CHUCK NORRIS!“ and ripped out her throat. Holding his girlfriend’s bloody throat in his hand he bellowed, „Don’t fuck with Chuck!“ Two years and five months later he realized the irony of this statement and laughed so hard that anyone within a hundred mile radius of the blast went deaf.

[tags]Chuck Norris, Witze, peinlich, Ungeheuer![/tags]

Die Bolognese von Marios Mamma – Geschichte, Rezept und FAQ

Als Kind habe ich die Bolognese meiner Mutter schätzen und lieben gelernt. Es war – wie sollte es damals in der kulinarischen Diaspora Nordhessen auch anders sein – eine simple Sauce aus Hackfleisch und Tomatenmark, vermutlich mit etwas Zwiebel und Knoblauch, und da meine Mutter eine Künstlerin im Bereich Abschmecken war, mundete diese Sauce mir ganz ausgezeichnet.
Als ich in München zu studieren begann, bekam ich jedoch eine Bolognese auf den Teller, die mir mit dem ersten Bissen klarmachte, dass die Variante meiner Mutter zwar lecker, aber keinesfalls das Maß aller Dinge war. Wenn ich mich recht entsinne, hieß der Italiener Mario (Die Siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts waren eine verwirrende Zeit, und in München gab es damals verwirrend viele italienische Restaurants, die alle von Marios geführt wurden). Jedenfalls. das, was dieser Mario auf seine Spaghetti kippte, hatte mit dem, was meine Mutter auf den Tisch stellte, nur den Namen gemeinsam. Und dass es ausgezeichnet schmeckte. Aber es war ein vollkommen anderes Gericht.
Nach einer Viertelstunde hatte ich Marios Bolognese verputzt und mir ein Ziel gesetzt: Das wollte ich auch kochen können. Also fragte ich Mario nach dem Rezept, und er rückte es – natürlich – nicht heraus. „Habe ich verspreche müsse Mamma, nich zu verraten. Du komme zu Mario, du essen hier Bolognese wie von Marios Mamma. Punkt. Nix zu Hause kochen!“
Klare Ansage. Also musste ich selber hinter Kniffe und Zutaten von Marios Mamma kommen. Was als Kochanfänger gar nicht so einfach war. Okay, das Speck drin war, hatte ich sofort geschmeckt. Also bei der nächstbesten Gelegenheit Speck zur Bolognese meiner Mutter gegeben… nicht schlecht. Noch nicht annähernd perfekt, aber immerhin, ein Anfang war gemacht. Das nächste Aha-Erlebnis hatte ich, als ich beim Herstellen von Semmelknödeln mit Schwammerlsauce zum ersten Mal in meinem Leben getrocknete Steinpilze verarbeitete und kostete: Die kannte auch Marios Mamma! Das nächste Puzzleteilchen war gefunden.
An meiner Kopie der Bolognese von Marios Mamma arbeitete ich jahrelang. Wie hätte ich erahnen können, dass sie auf Schweinehack verzichtete und Salsiccia Fresca in die Pfanne drückte? Erst als ich die Dinger während einer Italienreise kennenlernte, ging mir dieser Seifensieder auf.
Nach 4, 5 Jahren war ich dann fast soweit. Mittlerweile war ich von München nach Berlin gezogen, der Geschmack der Vorlage war nur noch Erinnerung, aber ich hatte nicht aufgegeben, mich durch allerlei Kochbücher gewälzt, meine Version immer wieder einem Feintuning unterzogen… sie war jetzt ganz dicht am Original. Aber eben nicht dran. Etwas fehlte noch. Eine kleine, aber entscheidende Geschmackskomponente, die meiner Bolognese die Fülle und den Körper des Originals verleihen sollte… was konnte das sein, verdammt noch mal? Ich war ratlos.
Wie fast immer in meinem Leben war es die geduldigste, beste Gemahlin von allen, die dieses Problem für mich löste. Zum Geburtstag (damals noch einer mit einer erfreulich niedrigen Zahl) schenkte sie mir die Mutter aller italienischen Kochbücher: Cucina Italiana. Das große Buch der Italienischen Küche. Accademia Italiana della Cucina (mittlerweile skandalöserweise vergriffen). Natürlich blätterte ich sofort zum Bolognese-Rezept, überflog die Zutaten, alles klar, hatte ich drin, hatte ich drin… Moooooooment. Geflügelleber. Geflügelleber! GEFLÜGELLEBER!
Noch bevor ich diese Variante ausprobiert hatte, wusste ich, dass ich am Ziel war. Die Geflügelleber war das letzte fehlende Puzzleteil, der Punkt unter dem Ausrufezeichen, das Dopingmittel, das meine Bolognese über die Ziellinie tragen würde: Ich war bei Marios Mamma angekommen.

halb fertig

Rezept (für 4):

1 bis 2 Zwiebeln, mindestens 2 Zehen Knoblauch, 1 Möhre, 1 Stange Sellerie, ca. 30g getrocknete Steinpilze, 350 g Hackfleisch vom Rind (nicht zu mager), 2 bis 4 Stück (je nach Größe) Salsiccia Fresca, ein Stück (50 bis 100g) mageren Räucherspeck, vorzugsweise Pancetta (auf keinen Fall deutsches Supermarkt-Bauchfleisch, das schiebt die Bolognese geschmacklich Richtung Linsensuppe), eine Handvoll Putenleber, 4 große Tomaten, ein großes Glas Chianti, ein guter halber Liter selbstgemachte Tomatensauce (Zwiebelchen und Knoblauch in Olivenöl anschwitzen, große Dose Tomaten mit Saft dazu, halbe Stunde kochen lassen, Salz, Rotwein, Pfeffer, Zucker, wenn nicht tomatig genug, mit Tomatenmark nachbessern), Salz, Pfeffer, getrocknete Chili (1 bis 2), Olivenöl, Petersilie.

Steinpilze in heißem Wasser einweichen, ausdrücken (Einweichwasser aufheben), zusammen mit dem Gemüse und dem Speck so fein wie möglich schneiden. In reichlich Olivenöl anschwitzen, dann zuerst das Hackfleisch dazugeben und anbraten, bis braun & bröselig. Währenddessen die Salsiccie entpellen, gegebenenfalls kleinschneiden und ebenfalls anbraten. Schließlich die Putenleber so fein wie möglich hacken oder durch den Fleischwolf drehen, kurz mitdünsten und dann mit einem großen Glas Chianti ablöschen. Wenn der Wein komplett verkocht ist, salzen, pfeffern, die zerbröselten Chili-Schoten und die geschälten, gehäuteten und entkernten Tomaten dazu geben und nun schöpfkellenweise erst das Pilzwasser, dann die Tomatensauce zugeben und immer wieder einköcheln lassen. Also praktisch wie ein Risotto zubereiten, bloß mit Fleisch statt Reis. Die Bolognese auf diese Weise mindestens 3 Stunden (ja, drei) köcheln bzw. einköcheln lassen. Sollte die Tomatensauce vor Ende der Schmorzeit verbraucht sein, weiteren Wein angießen. Am Schluß noch ‘ne Handvoll Petersilie unterrühren, mit passenden Nudeln vermischen und bei Tisch Olivenöl und Parmesan oder Pecorino dazu geben. Mahlzeit!

Fertig

Bolognese-FAQ

Frage: Geht das nicht einfacher?
Antwort: Natürlich geht das einfacher. Es schmeckt dann aber anders. Und lange nicht so gut.

Frage: Kann ich die Bolognese auch im Schnellkochtopf machen?
Antwort: Natürlich. Wahrscheinlich wird sie dann aber anders und lange nicht so gut schmecken. Genau kann ich das nicht sagen, ich hab keinen Schnellkochtopf.

Frage: Kann man die ganze Flüssigkeit nicht in einem Schwupp zugeben und dann langsam einköcheln lassen?
Antwort: Kann man. Die Bolognese schmeckt dann aber deutlich „schmaler“, weniger körperreich. Die Sauce bekommt ein ganz anderes Fundament, wenn man die Flüssigkeit nach und nach dazu gibt. Keine Ahnung, wieso.

Frage: Ich hab ein Rezept, in dem das angebratene Fleisch mit Milch abgelöscht wird. Warum machst du das nicht?
Antwort: Hab ich einmal probiert. Sagt mir nicht so zu. Erstaunlicherweise schmeckt nach der langen Schmurgelzeit das Milchfett ziemlich deutlich vor.

Frage: Nu mal Spaß beiseite, das muss doch irgendwie schneller gehen, oder?
Antwort: Ich koch die Bolognese so seit über zwanzig Jahren. Ich koch sie nur ein, zweimal im Jahr, eben weil es so lange dauert und ich meist die Zeit nicht hab. Ich würde sie viel öfter machen, wenn ich wüsste, wie es schneller geht. Ich weiß es aber nicht.

Frage: Ich kann Leber (Speck, Pilze) überhaupt nicht ab. Was passiert, wenn ich die weglasse?
Antwort: Der Geschmack der Sauce verändert sich. Wird unrund. Wenn irgendmöglich, trotzdem mit Leber probieren. Ich hab meine Bolognese schon Leberverächtern, Steinpilzhassern und Menschen, die an Speck-Phobien leiden vorgesetzt, und alle haben Sie mit großem Genuss verspeist. Die fertige Bolognese schmeckt weder nach Leber, noch nach Steinpilzen, noch nach Speck. Das ist das Geheimnis dieser langen Schmorzeit, nach zwei Stunden verschmelzen die Aromen der verschiedenen Zutaten, und es entsteht ein ganz eigener Geschmack…

Frage: Unmöglich, in meiner Gegend an diese Salsidingsbums-Würste zu kommen. Wie ersetz ich die?
Antwort: Die sind leider nicht zu ersetzen. In allerhöchster Not kann man ein oder zwei gute (!) Thüringer aus dem Darm drücken und mit ordentlich Rosmarin als Salsiccie maskieren.

In der Schüssel

[tags]Kochen, Italien, Bolognese, Pasta[/tags]

Splitterbrötchen (XLII)

Banale Sätzen werden nicht dadurch wichtig, dass man sie aufschreibt.

Kluge Menschen haben es hierzulande immer schwerer. Weil die Deppen Kompetenz und Bildung als Bedrohung empfinden.

Einem Spiegel-Online-Artikel entnehme ich, dass Naomi Campbell eine Drogenberaterin hatte (wurde natürlich verprügelt). Warum gönne ich mir nicht einen Wein-Coach?

Warum um Himmels Willen entschließen sich nur noch Kleinbürger zur linken Gesinnung?

[tags]Pseudoweisheiten, Tiefsinn, Wichtigtuerei[/tags]

Trendbüro-Digest: New Pig in Town

Es ist immer schön, zu beobachten, wenn eine neue Sau durchs Dorf gejagt wird. Ein besonders fettes, vielversprechendes Tier wird unter der schönen Bezeichnung „Identitätsmanagement“ von einer Organisation namens „Trendbüro“ zur Hatz freigegeben und dem zahlungskräftigen Publikum auf einem „Trendtag 2008“ erklärt. Die Herrschaften vom Trendbüro haben dazu einen ganz faszinierenden Text geschrieben und veröffentlicht, den ich den Netzecken-Lesern nahe bringen möchte. Da ich aber weiß, dass die Leser meiner Seite wenig Zeit haben, erlaube ich mir, den Trendbüro-Text nicht nur zu zitieren, sondern sinngebend zusammenfassen. So spart der Netzecken-Leser Zeit bei der Entscheidung, ob er am Trendtag 2008 (Eintritt: (800 Öcken und ein paar Zerquetschte) teilnehmen möchte oder nicht.

Die Ökonomie der Aufmerksamkeit ist tot! Es reicht nicht mehr, laut und anders zu sein. Das kann heute jeder. Zukünftig zählt Anerkennung. Wir sind soziale Wesen. Wir wollen gemocht, respektiert und geschätzt werden. Der Applaus unserer Wahlverwandtschaften sichert unseren Status.

Wer die meisten Deppen aufreißt, die ihm applaudieren, gewinnt.

Früher formten uns Arbeit, Familie und Religion. Identität war statisch. Heute fehlt uns Tradition. Wir definieren Identität dynamisch.

Lügen ist ab sofort cool.

In Zeiten des Web 2.0 wird Identität zur Management-Aufgabe. Die Frage „Wer bin ich?“ wird ersetzt durch „Wer will ich sein?“. Je nach Publikum spielen wir unterschiedliche Rollen. Erfolgreiche Rollen optimieren wir und akzeptieren sie als Teil von uns.

Trickbetrug und Hochstapelei sind ab sofort vollkommen akzeptabel.

Ein-Weg-Kommunikation verliert weiter an Relevanz. Nicht das Produkt, sondern der Konsument steht zukünftig im Mittelpunkt. Kundenbeziehungsmanagement wird zur wichtigsten Aktion der Markenführung. Statt ein statisches Bild der Marke in den Köpfen zu verankern, geht es zukünftig stärker darum, die Markenidentität in der Interaktion mit dem Kunden zu leben.

Red deinem Kunden ein, dass Scheiße cool ist, dann wird er sie kaufen.

Die Auswahl des richtigen Publikums ist entscheidend. Anders als Aufmerksamkeit besteht Anerkennung aus dynamischen Austauschprozessen: Wer Anerkennung sucht, muss selbst anerkennen.

Das wusste auch schon Erich Mielke: „Ich liebe euch doch alle!“

Diese banale Erkenntnis hat gravierende Folgen für Unternehmen und Institutionen.

Das fürchte ich auch.
[tags]Wortmüll, Denkfehler, Sprachverbrechen, Gehirnmissbrauch, Ungeheuer![/tags]

Splitterbrötchen (XLI)

Nichts gegen Gastronomen, die sich gegen das – in meinen Augen Bürger beleidigend bevormundende – Rauchverbot wehren. Allein die beinahe ausschließlich vorgebrachten wirtschaftlichen Argumente („Wir können das Rauchverbot nicht einhalten, unsere Umsätze gehen zu stark zurück!“) irritieren mich. Nehmen wir mal an, ich wäre ein Auftragskiller. Nette Menschen informieren mich dahingehend, dass meine berufliche Tätigkeit illegal ist. Ich erschrecke und höre damit auf, meine Mitmenschen ins Jenseits zu schicken. Nach einigen Wochen stelle ich fest, dass meine Umsätze zurückgehen, und mit eben dieser Begründung nehme ich meine Geschäftstätigkeit wieder auf…

Wenn man bei einem Umzug Kisten trägt und plötzlich nimmt ein junger Mensch einem die Kiste mit den Worten „Die ist zu schwer für dich.“ weg… au weh. Blödes Gefühl.

Ich will wirklich nicht kleinlich sein, aber mich würde wirklich eine überzeugende Begründung interessieren, warum ich Wurstpellen und Käserinden bezahlen muss, die grundsätzlich mit abgewogen werden, obwohl ich sie nicht esse.

[tags]Pseudoweisheiten, Tiefsinn, Wichtigtuerei[/tags]

Will history blame Widmark or the bees?

Richard Widmark ist tot. Sicherlich ist es angesichts der Lebensleistung dieses Mannes absurd, jetzt ausgerechnet daran zu denken, dass er die vermutlichst abstruseste Dialogzeile aller Zeiten gesprochen hat, als Major General Thalius Slater in Irwin Allen’s unsterblichem Meisterwerk „The Swarm

Houston on fire. Will history blame me, or the bees?

Man muss ein Profi wie Widmark sein, um so einen Bullshit entkorken zu können, ohne in haltloses Gelächter auszubrechen.
Tja, wieder einer weniger. Nicht schön.

[tags]Widmark, Swarm, Bullshit, Professional[/tags]