Splitterbrötchen (MXXXV)

Am Sonnabend saß ich 80 Minuten lang im Regionalexpress mit acht einen Jungesellinnenabschied feiernden jungen Damen. Da staunte selbst ein alter Hase der Unterhaltungsbranche wie ich: Dass man sich mit einer kleinen Flasche Eierlikör und einer Tüte voll preiswerter Scherzartikel derart prächtig – wenn auch ein wenig unterkomplex – amüsieren kann, hätte ich nicht gedacht.

Die Geschichte lehrt uns, dass die meisten Menschen unbelehrbar sind.

85? Wahnsinn. Glückwunsch, Mr. Jones.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war eine nicht nur amüsante, sondern tatsächlich auch lehrreiche Weinprobe mit acht spanischen Rosé-Weinen in den „Kurpfalz-Weinstuben1. Dazu gönnten wir uns ganz ausgezeichnete Salsiccia vom Duroc in Blätterteig …

… und ein ebenso geniales wie unfotogenes , von Hand geschnittenes Tatar mit scharfer Mayo und Papadam.

Ich möchte an dieser Stelle entschieden dem Gerücht entgegentreten, dass Philipp Amthor sich regelmäßig von Luisa Neubauer auspeitschen lässt. Das ist komplett frei erfunden. Ich muss das wissen, denn ich hab das eben getan. Sie müssen mir jetzt nicht für das verstörende Kopfkino danken, das Sie von nun an ein paar Tage lang verfolgen wird. Das hab ich doch gern gemacht.

Mit „lagerfähigen Weinen“ ist das so eine Sache. Wenn man sie tatsächlich  lagert, schmecken sie einem nicht.

Halsatmer-Funfact: Wenn man so ein Plastik-Döpschen im Hals hat, erkennen die meisten Menschen sofort, dass man körperlich derart eingeschränkt ist, dass man ohne Hilfe nicht in der Lage ist, eine 15 cm hohe Stufe hinabzusteigen. Beim (übrigens erfolgreichen) Versuch, das zu tun, hörte ich gestern „Vorsicht! Vorsicht!“, „Um Himmelswillen!“, „Nicht! Ich helf Ihnen!“, „Nur nicht stürzen! Nur nicht stürzen!“ (von exaltiertem Händewringen begleitet), „Da ist eine Stufe!“ und noch so einiges mehr. Ich weiß, die Menschen meinen es gut. Es nervt aber trotzdem gewaltig. Zugegeben, nicht ganz so sehr wie kreuzdämliche, übergriffige Triggerwarnungen2, aber trotzem.

Ich dachte, das mit „unpassender Kleidung“ hätte sich erledigt, als ich als Teenager meinem Vater in dieser Sache erstmals erfolgreich Paroli geboten hatte. Dass diese Albernheiten 50 Jahre später im Bundestag plötzlich weitergehen, konnte nun wirklich niemand ahnen.

Was nicht jeder weiß: Man kann Backteig mit einem ordentlichen Schuss spanischen Rotwein veredeln. Man spricht dann von „Tempuranillo“.

Ceterum censeo Klub-WM esse delendam.

 

 

Splitterbrötchen (MXXXIV)

Das Kabinett Merz hat einen außergewöhnlich erfolgreichen Start hingelegt. Alle drängenden Probleme wurden gelöst, sonst würden die Leitmedien ja wohl kaum tagelang dem Pulli einer oppositionellen Jungpolitikerin so viel Aufmerksamkeit schenken.

Warum heißt es „Spezi“ und nicht „Semicola“?

Der frühe Wurm wird das erste Opfer des Vogels.

Mit den Worten „Dies scheint ein langes Dokument zu sein. Spare Zeit und sieh dir eine Zusammenfassung an“, versucht eine Ki mich zu locken. Das „lange Dokument“ hatte 27 Seiten.

Kein „Brennpunkt“ zum Vatertag, obwohl „Mit dem Bollerwagen ins Nirwana – Kontrollverlust an Himmelfahrt“ ein perfekter Titel gewesen wäre, Nur faule Säcke in der Redaktion? Aber Zwangsgebühren einziehen, das haben wir gerne!

Krise bei Disney! Das Maus-Feeling stimmt nicht mehr.

Die derzeit bei prime zu streamende Jason-Statham-Schlachteplatte „A Working Man“ weiß wegen ihrer außergewöhnlichen Kernigkeit zu gefallen. Um sie zu goutieren, sollte man – natürlich – langjähriger Statham-Fan sein. Dann hat man sich daran gewöhnt, dass er immer wieder das gleiche Drehbuch verfilmt und nur die Namen und Locations ändert.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt waren charmant rustikale Kalbsnieren in Dijonsenf-Sauce im „Gourmet Sud„. Lange nicht mehr eine so gute Senfsauce gegessen!

Und lange nicht mehr in einem derart angenehmen Lokal wie dem „Gourmet Sud“ gesessen. Tja, ich gehöre nun zur Zielgruppe für „gediegen“.

Solange man etwas nicht tut, ist es vollkommen egal, ob man es tun könnte.

Verlegerpersönlichkeit Holger Friedrich („Dubiositäten en gros und en detail“) hat versucht, mit seinen bescheidenen Fähigkeiten die „Weltbühne“ wiederzubeleben. Immerhin: Auf schmalen dreißig Seiten, für die er satte elf Euro verlangt, soviel Unfug unterzubringen muss man auch erstmal hinbekommen. Der Preis sagt einiges über seine Zielgruppe aus. Lutz Görner präzisierte auf Facebook: „Die Zielgruppe von Meister Friedrich musste ja nie mit Alu-Chips bezahlen, die hatten immer Valuta.“

Ob die Marketing-Experten bei Fa. Groupon sich den E-Mail-Betreff „Väter verdienen mehr als Socken“ wirklich gut überlegt haben?

Splitterbrötchen (MXXXIII)

Disney will es tatsächlich „The Devil wears Prada 2“ nennen. Was spricht gegen „The Devil wears Prada again“?

Wenn ein Skatspieler einen Pik Hand mit 4 Schneider angesagt, also mit 88 Punkten gewinnt, ist er dann ein Nazi?

Die hirnverbrannte Idee, die Tagesschau auf 30 Minuten auszudehnen entstand vermutlich durch peinliche Selbstüberschätzung der eigenen Wichtigkeit und Rolle. Die Zeiten, in denen sich Familien um 20 Uhr um das TV-Gerät versammelten, um zu erfahren, was seit Erscheinen der Morgenzeitung  in der Welt so alles passiert ist, sind seit vielen Jahren vorbei. Heute dient die Tagesschau als Hintergrundrauschen zur Vorbereitung der späteren Abendgestaltung. Während Jens „Granatensex mit Michele“ Riewa die Meldungen des Tages verliest, wird die Getränkefrage des Abends gelöst, Naschwerk bereitgestellt, das Programm ein letztes Mal gescannt um dann beim Stichwort „das Wetter“ auf den gewünschten Sender bzw. Streamingdienst umzustellen. Nur Knalldeppen mit aufgeblasenem Ego können auf die Idee kommen, dass irgendjemand ein Interesse hätte, dieses Ritual auf 30 Minuten auszudehnen.

Als stolzes Mitglied der Makulade-Generation spreche ich mich für die Geschmacksrichtung „Weihnachtszauber – bittere Orange“ aus. Disclaimer: Ich bin Gründungsmitglied der „Organisation zur Verbreitung zündender, aber vorhersehbarer Wortspiele“.

George Wendt ist gestorben. Doch, Sie kannten George Wendt. Sie kannten ihn gut. Als „Norm!“.

Und hier der beste Norm-Auftritt, ein funkelnder Sitcom-Diamant von der epischen Vorbereitung bis zur genialen Pointe.

Als ich in einem Nachruf auf eine Künstlerin die Formulierung, sie habe „die ewige Bühne betreten“ las, schnellte mein Blutdruck in die Höhe, Das ist auf jeder erdenklichen Ebene grober Unfug. Bühne ist das haargenaue Gegenteil von Ewigkeit.

Könnte sein, dass ich gerade dabei bin, meine Vorurteile gegenüber Rotweinen aus Deutschland aufzugeben.

(Von Max in den Kurpfalz-Weinstuben eingeschenkt, wo wir uns in wenigen Wochen Stammgast-Staus ertrunken haben)

Mit einiger Mühe ist es mir gelungen, der Datenkrakerei von Meta in Facebook und Insta zu widersprechen. Zuckerberg erwartet davon mit Sicherheit eine Billiardensumme, sonst hätte er die Widerspruchsmöglichkeit, die sowieso nur wenige Menschen nutzen werden, nicht so gut verstecken lassen.

Das Tellerfoto des kulinarischen Wochenhöhepunkts hab ich mal wieder versaut (Schummerlicht, Farbstich, ich zu doof für Bildbearbeitung, Automatik versagt, Sie kennen das). Nichtsdestotrotz war das gebackene Zanderfilet mit Kartoffelpüree, Sauce Tatare, Gurkensalat und marinierten Zwiebeln, das es in den Kurpfalz-Weinstuben gab, ganz ausgezeichnet.

Diese Woche war ich beim Skat gesegnet wie seit vielen Jahren nicht mehr. Ein Grand Hand, ein Null Ouvert, ein Null Ouvert Hand, eine Revolution und zum krönenden Abschluss einen Durchmarsch beim Ramsch, bei dem Vor- und Mittelhand geschoben hatten. Ich würde jetzt ja gern mit meinen herausragenden spielerischen Fähigkeiten angeben, aber der Kenner des Spiels hat ja schon gemerkt: reines Kartenglück. Jeder Anfänger hätte diese Blätter spielen können. Außer den Durchmarsch. Da mussten noch Hinterlist und Bravado dazukommen. Und außergewöhnliche spielerische Fähigkeiten.

 

 

 

Splitterbrötchen (MXXXII)

Wirklichkeit ist ein relativer Begriff, besonders was die menschliche Wahrnehmung anbelangt.

Käme ich auf die Idee, den Aktivitäten eines Influencers meiner Altersklasse zu folgen, der sich z. B. „Selbstportrait-Sebastian“ nennt? Selbstverständlich nicht, ich bin doch nicht bescheuert.

Die gute Nachricht der Woche: Im Mitzwinkel ist wieder was los.

Wenn Sie ins Drehbuchgeschäft einsteigen wollen und für ihr Debüt-Projekt die Zusage eines internationalen Top-Stars brauchen, hat Ron Perlman einen unbezahlbaren Tipp von Sir Michael Caine für Sie.

Seit ein paar Tagen läuft auf Netflix die Fresskomödie „Nonnas“. Hier wird mit der Wurst nach der Speckseite der Salsiccia nach der Guanciale geworfen. Der Film lässt kein Italien-Klischee aus, nach fünf Minuten weiß man, wie’s ausgeht und keine einzige der überraschenden Wendungen ist unvorhersehbar. Trotzdem macht dieser Film einen Heidenspaß, und wer beim Anlaufen der Schlusstitel nicht in die Küche eilt, um eine Dose San-Marzano-Tomaten zu öffnen und eine köstliche Pasta-Sauce zu zaubern, hat kein Herz und ein Stück Löschpapier statt eines Gaumens.

Was nicht jeder weiß: Bei Korfu handelt es sich um auf Korsika praktizierte asiatische Kampfkunst.

Wenn Sie mal ordentlich einen draufmachen wollen, dann gehen Sie mit Maschinist aufs Schulfest.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war (wieder mal) das Lieblingsgericht der besten, geduldigsten Gemahlin von allen und mir im „Tapas España„, die gemischten Tapas mit Meeresfrüchten und Fisch.

Der Runner-Up war ein „Trip down Memory Lane“: Im „Chaplin“ genoss ich nach einigen Jahrzehnten mal wieder die betörende Textur frittierter Petersilie beim ehemaligen Szenekneipen-Klassiker, dem „gebackenen Kammbär“.

Möglicherweise nähere ich mich meinen „Vergreisungs-KIpppunkt“. Bei anderen Menschen erlebte ich den zum ersten Mal vor ca. 30 Jahren, als wir alle misstrauisch AOL-CDs in die Laufwerke unserer Rechner schoben, um dieses Internet-Dingenskrchen mal auszuprobieren. Damals hörte ich von einigen älteren Mitgliedern unseres Tennisclubs „Was soll ich denn mit E-Mail? Wenn ich mich mit dir zum Tennis verabreden will, dann kann ich dich doch anrufen. Nein, E-Mail brauch ich nicht!“ „So ist das also, wenn man alt wird“, dachte ich damals, „Irgendwann will man nicht mehr an Weiterentwicklungen teilhaben. Dann wird man alt.“ Diese Woche beschlichen mich beim Umgang mit einer sogenannten KI ähnliche Gedanken, wie sie damals meine Tennisfreunde hatten. „Brauch ich das wirklich? In der Zeit, die ich brauche, um dem dämlichen Rechenknecht zu sagen, was ich von ihm will, hab ich doch das Textchen selbst geschrieben!“ Und ich weigere mich schlichtweg, absurden Quatsch wie „Du bist ein 82jähriger Hilfsbibliothekar an der Unsichtbaren Universität mit Halbglatze, Hörrohr und Nickelbrille. Während der Beantwortung meine Fragen tust du aber so, als wärst du ein 49jähriger Marketing-Experte aus Upper Sendusky, dessen Hobbys Bahnengolf und das Sammeln von Briefmarken mit medizinischen Motiven sind.“ einzugeben.

Last, but not least: Podersdorf war, ist und bleibt das Weltzentrum des Extremsports.

Splitterbrötchen (MXXXI)

Nach dem Besuch der immersiven Pompeji-Ausstellung und reiflicher Überlegung bin ich zu der festen Überzeugung gelangt, dass Jason Statham diese Stadt gerettet hätte.

„Frühlingszwiebeln und Ei sind ein köstliches Gericht“ behauptet eine kecke KI auf youtube. Nuja, nö. Wirklich. Ein paar mehr Zutaten sollten es schon sein, bevor man von „Gericht“ sprechen kann, von „köstlich“ ganz zu schweigen.

Aktuell das Gegenteil von Stadtgespräch: Das Berliner Theatertreffen. Ich erinnere mich noch gut an Zeiten, in denen das ganz anders war. Nuja, jeder macht sich so gut verzichtbar, wie er eben kann.

Am Freitagabend genügte ein Blick auf Daniel Hartwichs Zweireiher, um ihm dringend zu raten, seinen Schneider sofort zu erschießen.

Besorgte Frage in den Maschinenraum: Du befolgst allen Ernstes acht Jahre alte Restaurant-Tipps? Was kommt als nächstes? Salto Mortale ohne Netz?

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war das MoPO-Menü vom Mai, zu dem die beste, geduldigste Gemahlin von allen als treue Abonnentin eingeladen hatte …

… serviert im Fjord, das zeitnah wieder aufgesucht werden muss, um dort á la carte zu essen. Hier der 2. Gang, das Smørrebrød mit Apfel-Enten-Rillette. Der dazu eingeschenkte Chardonnay aus der Pfalz war mein Wein-Favorit des Abends.

Die Demokratie ist noch nicht wirklich in Deutschland angekommen, solange die Presse behauptet, Politiker, die knappe Mehrheiten (vielleicht erst im zweiten Anlauf) zustande bringen, wären „geschwächt“. Das sind sie eben nicht, im Gegenteil. Diese Sehnsucht nach DDR-Mehrheiten um 90 Prozent ist zutiefst undemokratisch.

Warum schmecken Eier eigentlich nicht nach Huhn?

In Sachen Ewigkeit bin ich schon seit längerer Zeit parteilos, daher ging mir die Papstwahl gepflegt am Arsch vorbei. Es sollte mich sehr wundern, wenn der Neue auch nur einen Tick weniger verlogen wäre als seine Vorgänger.

Die nachlässige Programmierung des Wortagon-Spiels verärgert weiterhin. Warum werden vollkommen korrekte, sinnstiftende Wörter wie „Eierrentnerinnen“ nicht anerkannt?

Kleiner Tipp für die mitlesenden Weinfexe: der rote Bag-in-Box von Orélie ist ein wunderbarer, schön beeriger Alltagswein! Ich würde ja auch den Weißen und den Rosé des Erzeugers gern probieren, aber da harrt ja das Kühlungsproblem noch einer praktikablen, bezahlbaren Lösung.

Splitterbrötchen (MXXIX)

Wenn man denkt, dass einen nichts mehr überraschen kann, kommt die Generalstaatsanwältin der USA daher …

Am meisten über Touristen ärgern sich die anderen Touristen.

Die 70er Jahre waren echt wild. Auch und gerade in der Tschechoslowakei.

Die  klarsichtige Analyse der Woche kam aus dem Maschinenraum.

Das Rennen um den kulinarischen Wochenhöhepunkt war bereits am Ostermontag gelaufen. Die beste, geduldigste Gemahlin von allen hatte ins „Buchholz“ im Gutshof Britz eingeladen, und da gab’s das, was ich gern als „Sonntagsessen“ bezeichne, feine, perfekt zubereitete gutbürgerliche Küche, eben was früher sonntags auf den Familientisch kam: etwas Besonderes, das aber die Bodenständigkeit nicht verlässt. Für mich gab’s einen Dreigang aus mariniertem Lachs …

,… herrlich zarter Rinderschulter mit Champignons, Wurzelgemüse und sensationellem Semmeltaler, und einem Crêpe mit Erdbeer-Rhabarberkompott.

Auf der Anreise3 glückte mir ein absolutes Highlight meiner atemberaubend erfolgreichen Fotoserie „Die beste, geduldigste Gemahlin von allen fotografiert Dinge“. Hier: ein riesiger Blech-Esel4.

Es ist erstaunlich, wie viele Menschen fest davon überzeugt sind, dass Wahrheit durch die Wiederholung von Unwahrheit entsteht.

Neben der hervorragend gemachten, eigentlich viel zu lustigen Serie über den „Cum-Ex“-Skandal ist auch die ZDF-Doku zum Thema äußerst sehenswert. Wobei die Reihenfolge der Ereignisse durchaus den Paranoiker in mir triggert: Erst wird die Infrastruktur des Staates derart runtergerockt, dass eine Verfolgung von Wirtschaftskriminalität beinahe unmöglich ist, und dann werden prompt Wirtschaftsverbrechen begangen, als bekäme man’s bezahlt. Oh. Man hat’s ja bezahlt bekommen. Ich Dummerchen.

Was nicht jeder weiß: Das Prachtgewand ägyptischer Vorfahren wurde von ihren Couturiers auch „Hatschep-Suit“ genannt.

Wenn potenzielle Lesefehler wie Fußball-Fouls kategorisiert würden, wäre das die Blutgrätsche an der Mittellinie: Stabilisotopenanalyse.

Und Marlon Brando war wirklich ein ehrenwerter, sehr, sehr weiser Mann …

 

Splitterbrötchen (MXXVIII)

Ist es nicht ganz merkwürdig, dass George W. Bush jr. einem in der Rückschau plötzlich als gebildeter, reflektierter Staatsmann erscheint?

Bei einer Übersetzung stieß ich auf den Begriff „crack apple“ und tippte bei Google „Crack apple auf deutsch“ ein. Dann schlug Geminis große Stunde: „Wenn du wissen möchtest, wie du die Sprache auf einem Apple-Gerät auf Deutsch umstellen kannst, findest du hier die entsprechenden Schritte …“

In Kanada versteht man es, Prioritäten zu setzen: Hockey first!

Kaum jemand hat das Aussterben des Worts „Sendeschluss“ bemerkt.

Menschen, die ständig beteuern, wer sie sind und wofür sie stehen, erfüllen mich mit großem Misstrauen.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war ein rundum perfekter Backfisch mit knusprigen Rosmarinkartoffeln und ausgezeichneter hausgemachter Remoulade im „Let’s Go Sylt“ am Kurfürstendamm.

Ich habe dieses Lokal idiotischerweise jahrelang gemieden, weil ich es für eine Touristenfalle hielt. Dämlich. Hier bekommt man frischesten Fisch, einfach aber perfekt zubereitet, meist gegrillt. Der Service ist freundlich, es gibt einen fantastischen offenen Riesling von Pfaffmann … würden die Touristen bitte weitergehen, hier gibt es nichts zu sehen, nur zufriedene Berliner. Gehen Sie nach Mitte, da ist ordentlich Krawall, da können Sie sich amüsieren!

Der Runner-Up zum kulinarischen Wochenhöhepunkt war interessanterweise das beinahe gleiche Gericht: „Fish and Chips“ im „Dolden Mädel“ am Mehringdamm. Ebenfalls sehr schmackhaft, aber die mehr in Richtung Panade gehende Kruste im „Sylt“ hat mir besser geschmeckt als der klassische Bierteig in Kreuzberg, wo die Chips auch wirklich gut waren, aber nicht ganz so saftig wie die Rosmarinkartoffeln vom Kurfürstendamm5. Die Einschätzung des Gurkensalats habe ich selbst-ver-ständlich der führenden Expertin für diese Speise überlassen, der besten, geduldigsten Gemahlin von allen.

Halsatmer-Fun-Fact: Sie sind total genervt von NGO-Drückern6, die Sie in der Fußgängerzone anbaggern, um Ihnen Fördermitgliedschaften auf- und möglichst dicke Spenden abzuschwatzen? Legen Sie sich ein Tracheostoma zu und das Problem ist umgehend gelöst. Es traut sich keiner mehr, Sie anzusprechen. Für Sie getestet!

Wissen Sie, mit welcher pfiffigen Marketingmaßnahme ich als Restaurantinhaber von Fischrestaurant auf Steakhaus umstellen würde? Überall Schilder aufhängen: „Achtung! Fisch gestrichen!“ Hahahahaha!

Ratlosigkeit angesichts dieser Serie. Geht es jetzt um die Digitalisierung oder doch um trashiges Hormongedöns?

Als ich „Ein Quantum Trost“ zum ersten Mal gesehen habe, war ich nicht enttäuscht, sondern eher ein bisschen unterwältigt, Tja, Craig hat „seinen“ Bond gefunden, und jetzt beginnt man, die Formel zu wiederholen und auszuschlachten, dachte ich damals. Ich muss mich, nachdem ich „Quantum“ mittlerweile mehrmals angeschaut habe, total revidieren, der Film streitet sich mit „Skyfall“ um den zweiten Platz hinter „Casino Royale“ in der Rangliste meiner Craig-Bonds. So viele stimmige Details, die mir beim ersten Anschauen entgangen sind, geben dem Film eine zweite erzählerische Ebene, auf der man tatsächlich Bonds Entwicklung nachvollziehen kann. Sehr gut gemacht.

Splitterbrötchen (MXXVII)

Blitzgescheiter Einfall der ZEIT-Redaktion: Bevor man jetzt die täglich erscheinenden Wortiger-Rätsel lösen kann, muss man neuerdings auf „Rätsel lösen“ klicken. So wird alles einfach und klar.

Same procedure as every year: Anlässlich der Veröffentlichung der Besucherstatistiken der subventionierten Bühnen hat der Tagesspiegel sein alljährliches Banausen-Happening veranstaltet, bei dem die kulturlosen Krawallinskis die Abschaffung jeglicher Subventionen für die darstellenden Künste fordern dürfen. Das bedeutet, dass es mehrere schlechte Nachrichten gibt.
Fangen wir mit denen für die ehemaligen Kollegen von der Bühne an: Es wird eng. Die Zahl der Banausen steigt stetig und die Anzeichen, dass sich die Politik ein paar Theater aussuchen wird, um dem pöbelnden Wahlvolk „Handlungsfähigkeit“ zu demonstrieren, wachsen. Bald ist es soweit, die Theater, die es treffen wird, sind dann weg und das Publikum dieser Theater7 ebenfalls. „Dumm gelaufen“, werdet ihr dann wieder sagen und wieder die Klappe halten, bis es euch auch trifft.
Aber noch schlechtere Nachrichten hab ich für die Banausenfraktion: Ihr verursacht Kosten. Kultur ist das bei weitem preiswerteste Mittel zur Barbarei-Abwehr. Wenn ihr euren Willen bekommt, und die Kultursubventionen zusammengestrichen werden, muss an anderer Stelle deutlich mehr Geld ausgegeben werden, um den gesellschaftlichen Frieden aufrechtzuerhalten. Zivilisation gibt’s nicht umsonst, besonders, wenn man die bedeutendsten zivilisatorischen Errungenschaften – also die kulturellen – wegsparen will. Beispiel gefällig? Aber gern.

Damit sich niemand benachteiligt fühlt: Schlechte Nachrichten für Autoren hab ich auch noch,

Okay, der kulinarische Wochenhöhepunkt dient auch dazu, vom Elend der Welt abzulenken.

Eigentlich lag ich selbst mit einem außergewöhnlich wohlgeratenen Risotto vom Bruchspargel mit Erbsen uneinholbar vorn, doch dann stand beim Erstbesuch des außergewöhnlich empfehlenswerten portugiesischen Restaurants „A Telha“ eins meiner Lieblingsgerichte vor mir, Stockfisch auf dem Dachziegel gebacken, mit einem außergewöhnlich delikaten Kartoffelpüree8, da gab ich mich außergewöhnlich gern geschlagen.

Es ist gar nicht so einfach, wie manche denken, eine größere Menge von Menschen richtig auf die Palme zu bringen. Probieren Sie’s einfach mal aus, dann wissen Sie, was ich meine. Wir sollten Künstler, denen das im Alter von 89 Jahren noch gelingt, feiern und nicht verdammen.

Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wäre es einem „Flirtcoach“ beinahe gelungen, mir die „Nase-Nabel-Regel“ zu erklären, bevor meine fliegenden Finger die Fernbedienung erreichten und ich umschalten konnte. Das war knapp!

Es könnte sich als sinnvoll erweisen, mit den zwanzig Regeln betreffs der Tyrannei von Tymothy Snyder vertraut zu sein. John Lithgow bringt sie einem in einmaliger Diktion nahe:

(Dank an die geschätzte Frau Kaltmamsell) Snyder und seine Frau Marci Shore werden übrigens nach Toronto ans Munk College gehen. Aus Gründen. Im gestrigen Perlentaucher wird auf ein FAS-Interview mit Mrs. Shore hingewiesen:  „J.D. Vance hatte auf Twitter geschrieben, Snyder, einer der engagiertesten Unterstützer der Ukraine, sei eine ‚Schande für Yale‘. Was dann nicht geschah, dürfte die Entscheidung für Kanada begünstigt haben: ‚Die Uni schwieg. Weder die Verwaltung noch unsere Kollegen an der juristischen Fakultät, die meiner Meinung nach eine besondere Verantwortung haben angesichts der Rolle, die die Yale Law School im Allgemeinen und ‚Tiger Mom‘ Amy Chua im Besonderen in der Erfindung von J. D. Vance gespielt haben – sie war seine Professorin -, haben Tim öffentlich verteidigt.“

Lesefehler der  Woche: „Arthouse-Diät“ statt „Arthrose-Diät“.

 

Splitterbrötchen (MXXVI)

Die aktuellen, deprimierenden Umfragewerte können nicht überraschen: Wie soll man kein Vertrauen verspielen, wenn man seine zu vollmundigen Wahlversprechen sofort nach dem Urnengang ohne ausreichende Erklärung in den Wind schießt und wochenlang hinter verschlossenen Türen an einem Koalitionsvertrag herummauschelt, während dem Bürger die offensichtlichen Probleme des Landes unter den Nägeln brennen?

Was nicht jeder weiß: Bei Distanzangriffen ist der Pistolenfisch dem Schwertfisch weit überlegen.

In den Nachrufen auf Val Kilmer geht’s meistens um „Iceman“ und „Batman“. Ich denke immer noch, dass er für seinen Doc Holiday9 in „Tombstone“ einen Academy Award verdient hätte. Und dann war da natürlich noch „Top Secret„, einer der komischsten Filme überhaupt10.

Kulinarische Wochenhöhepunkte waren zum einen ein „Masurischer Sauerbraten“ im „Marjellchen„, wobei die lockeren Klöße und der aromatische Schmorkohl dem in Buttermilch marinierten Rindfleisch11beinahe den Rang abgelaufen hätten …

… zum anderen natürlich das gestrige traditionelle Anspargeln Zuhause, ganz klassisch mit weißem Beelitzer, Kartoffeln, zerlassener Butter und Schinken12, die Saison hat richtig gut begonnen.

Halsatmer-Fun-Fact: Niesen wird zum Erzfeind. Jeder Nieser fördert eine Ladung Sekret in die Nase, wo das Zeugs dann gemächlich rauszutröpfeln beginnt. Das dauert bei mir pro Niesladung an die zwanzig Minuten, wir Trachis können uns ja nicht mehr schneuzen. Wenn also ein Pollenflug für fünf, sechs Nieser hintereinander sorgt, hat man anderthalb Stunden lang richtig Spaß.

Die Dienstags-Losung war „Je suis Bielefeld même si je n’existe pas“.

Beim Besuch einer Aldi-Filiale hab ich nach Jahren des achtlosen Vorbeigehens mal wieder das Weinregal genauer angeschaut und war vollkommen entsetzt: mehr als Dreiviertel des Angebots lagen bei ca. 2,50 Euro die Flasche. Nichts gegen preiswerte Getränke, aber bei solchen Weinpreisen hört bei mir der Spaß auf. In diesen 2,50 Euro sind ja auch noch die Kosten für Flasche, Etikett, Verschluss, Steuern etc. enthalten, da bleiben ja nur noch wenige Cents für den Flascheninhalt übrig. Entweder gluckert in diesen Flaschen lediglich eine weinähnliche Flüssigkeit, oder die an den Aldi-Kreationen beteiligten Weinbau-Betriebe waren gezwungen, ihre Erzeugnisse mit Verlust zu verkaufen.

Wer wegen Marie Le Pens Verurteilung wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder frohlockt, sollte sich zumindest wundern, warum hier ein ehemaliger Kanzler in Sachen Cum-Ex ungeschoren davongekommen ist.

In diesem Zusammenhang: Schauen Sie sich bitte die wunderbar bösartige, sehr komische, auch vom geschätzten Kollegen Rose empfohlene Serie „Die Affäre Cum-Ex“ mit einem herausragenden Justus von Dohnányi an. Ganz nebenbei wird hier die von ahnungslosen Journalisten ständig behauptete Idiotie, Cum-Ex wäre „raffiniert“ oder „schwer zu verstehen“ gewesen, ad absurdum geführt. War es nicht, war einfach dreister Betrug und Diebstahl, man ließ sich Gelder erstatten, die man niemals bezahlt hatte. So einfach war das, und jeder, der sich auch nur 5 Minuten mit diesem betrügerischen Modell befasst hat (egal ob Finanz-Laie, Finanzminister oder Bundeskanzler) MUSSTE sofort erkennen, dass man sich mit dieser Masche strafbar macht.

Die Werra-Rundschau versetzte mich in einen Schockzustand.

Was ist nur aus unserer guten, alten Raucherecke geworden?

Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis irgendein geltungssüchtiger Voodoo-Wissenschaftler mit einer Studie um die Ecke kommt, die vor den Gefahren des „Passiv-Trinkens“ warnt, also behauptet, dass die Duftstoffe, die Bier, Wein und Spirituosen in der Luft eines Gasthauses hinterlassen, gesundheitsschädlich sein könnten. Hält wer dagegen?

Vielleicht ist dieser Handelskrieg ja nur ein riesiges, von einem inkompetenten Dolmetscher verursachtes Missverständnis. Trump redet dauernd von „tariffs“, dabei ist das englische Wort für „Zoll“ doch „inch“.

 

Splitterbrötchen (MXXV)

Wir leben in Zeiten, in denen Unwahrscheinlichkeiten stetig wahrscheinlicher werden. Wenn Politiker und die Medien mit ihrer elenden Säbelrasselei so weitermachen, werden, fürchte ich, bei der Bundestagswahl 2025 sehr viele Menschen, die jetzt noch nicht mal im Traum daran denken, die AfD. Aus dem ganz pragmatischen Grund, um  dann einen Krieg gegen Russland zu verhindern. Diese widerliche Kriegstreiberei wird uns auch innenpolitisch richtig in die Bredouille bringen.

Die halten einen doch für komplett bescheuert.

Durchsage an den Gesichterseher im Maschinenraum: Das wäre jetzt zu toppen. Auf die Idee, das Cover von „In the Court of the Crimson King“ ein paar hundert Jahre vor Erscheinen des Albums als KIrche nachzubauen, muss man erstmal kommen. Der Holländer wird doch immer wieder unterschätzt.

Die Weisheit der Woche:

Ganz merkwürdig: wenn ich bei amazon nach „funktionsfähige Pumpgun, geladen, Top-Zustand“ suche, werden mir nur Massagepistolen angezeigt.

Ja, seid ihr denn wahnsinnig geworden beim Tagesspiegel? Mehr Sauberkeit in den Schultoiletten? Ist euch klar, wohin das führt? Ich bin von der 5. bis 11. Klasse auf ein um die Jahrhundertwende erbautes Gymnasium gegangen, die Toiletten waren dort traditionell in einem unaussprechlichen Zustand, sogar der Hausmeister hat sich geweigert, sie zu betreten. Und dann zogen wir in einen Neubau um, mit pieksauberen, blitzblanken Sanitäranlagen. Und was geschah? Wir ließen uns die Haare lang wachsen, hörten dubiose Rock-Musik, waren frech zu unseren Lehrern und fingen an, bei den Arbeiten zu schummeln! Der Zusammenhang muss doch sogar einem Tagesspiegel-Redakteur klar sein! Haltet ein, ihr öffnet den Klodeckel der Pandora!

Die Theater graben sich ihr eigenes Grab. Vor ein paar Tagen hatte am Broadway „Othello“ Premiere, mit Denzel Washington in der Titelrolle und Jake Gyllenhaal als Jago. Ohne Zweifel dürfte das schauspielerisch eine in jeder Hinsicht atemberaubende Show sein, nur: Wer wird sie sich anschauen können? Die Tickets kosten zwischen 219 und 921 Dollar, Welcher junge Mensch kann und will sich das leisten? Außergewöhnliche Schauspielerei ist aber haargenau das, was in jungen Menschen die lebenslange Begeisterung für Theater weckt. Wenn ihnen der Zugang dazu verwehrt wird, bleiben sie eben ein Leben lang zu Hause und nutzen die sehr viel günstigeren Streaming-Abos. Tja.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt waren selbstgeklöppelte Rinderbacken in dicker, cremiger Sauce. Da ich das Tellerfoto mal wieder verwackelt hab, gibt’s den Runner-Up, einen überraschend schmackhaften Linseneintopf, der im Hoppegarten zum Skat gereicht wurde.

Seit ich mich mit gutem Kochen und Essen befasse, ärgere ich mich über viele hiesige Gesetze und Vorschriften, die damit in Verbindung stehen. Ein Dauerbrenner diesbezüglich ist die Vorschrift, dass Hummer nur getötet werden dürfen, indem man sie in kochendes Wasser wirft. Ich halte das für vollkommen barbarisch und frage seit beinahe 50 Jahren, was gegen die von Jacques Pepin hier (bei ca. 00:50) demonstrierte Methode zu sagen ist.

Eine befriedigende Antwort habe ich bisher nicht erhalten.

Kleiner Tipp für Freunde der Spannungsliteratur: Samuel Bjørk hat mit der mittlerweile fünfbändigen „Munch & Mia“-Serie eine höchst unterhaltsame Cop-Thriller-Reihe geschrieben, in dem er ein Ermittlerteam á la Sjöwall/Wahlöö oder Arne Dahl mit einem weiblichen Harry-Hole-Clone kombinierte. Hab ich wie nix weggelesen, hat Spaß gemacht13.

Wer seinen Müll in parfümierten Müllbeutel aufbewahrt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.