Splitterbrötchen (CCCXXX)

Beim Einkauf das wunderbare Wort „warenverantwortlich“ entdeckt.

Bei der nächsten Wahl gehe ich in die Kabine, zähle bis zehn und rufe dann: „Was bedeuten denn die ganzen Abkürzungen?“

Natürlich werden sie von irgendeinem PR-Fuzzi geschrieben, trotzdem bekomme ich gern E-Mails mit dem Absender „Paul McCartney“.

Angefangen, über das Wort „Möbelgigant“ nachzudenken. Gleich wieder aufgehört. War besser so.

Was ich nicht verstehe ist das Aufkommen von Diskussionen über die Fünf-Prozent-Hürde. Wer Splitterparteien wie Piraten, AfD oder FDP wählt, die um die 5 Prozent herum positioniert sind, muss wissen, dass seine Stimme eventuell bei der Zusammensetzung des Bundestags nicht berücksichtigt wird. Noch weniger verstehe ich in diesem Zusammenhang das Argument, die 5-Prozent-Hürde würde die Politikverdrossenheit fördern. Man verringert also die Politikverdrossenheit, wenn man Crackpots der Sonderklasse wie Helga Zepp-Larouche Gehör im Bundestag verschafft?

Im Angebot eines Gewürz-Standes gesichtet: die total charmante „Allround-Gourmet-Gewürzmischung“. Wir erwarten jetzt mit angehaltenem Atem die „Geheim-Gourmet-Gewürzmischung der Sterne-Köche“.

Plötzlich und unvermittelt zeigte mir Fa. Google Werbung für Gabelstapler-Batterien. Was habe ich nur getan?

Und noch ein Wort aus dem Grenzbereich: „Wellness-Dorf“.

Splitterbrötchen (CCCXXIX)

Grandioses Umfragendeutsch: „Welches Bankprodukt einer dieser Banken besitzen Sie?“ Für die Stutzenden: Mit „Bankprodukt“ ist ein Konto oder Depot gemeint.

Tofu is the enemy.

Dank einer BILD-Headline wissen wir jetzt, wie mittelalterlich es im Kabinett zugeht: „Lässt Merkel Rösler jetzt hängen?“ Ich finde das übertrieben. Außerdem dürfte ein solches Vorgehen nicht mit dem Grundgesetz in Einklang zu bringen sein.

Das Wort „irgendwie“ in einer Problembeschreibung verweist direkt auf den Kern des jeweiligen Problems

Überraschend harmonische Kombination: Kisir (Tabouléh) und dänischer Curry-Matjes.

Üblicherweise geht die Herrschaft mit dem Hund spazieren. In Friedenau ist es umgekehrt. Ungelogen: Hier bestimmen die Viecher, wo’s langgeht.

Neu in der Blogroll und allen an Berlin interessierten Menschen dringend ans Herz gelegt: The Needle – Sharp On Berlin.

Ein Wort, dass man nicht auf Anhieb lesen kann, ohne zu denken, dass wesentliche Wortteile fehlen: Elektrorikscha.

Gestern die 5. Staffel „Mad Men“ am Stück angeschaut. Ganz großes Tennis.

Splitterbrötchen (CCCXXVIII)

Günter Grass hat Facebook und ähnliches als „Scheißdreck“ bezeichnet. Erinnerte mich an meinen Vater. Der hat vor vierzig Jahren Grass‘ Bücher als „Scheißdreck“ bezeichnet. Im Fluss des Lebens scheint eine Biegung zu sein, an der jeder mal vorbei kommt.

Kulinarische Entdeckung durch Resteverwertung: Meerrettichsauce (ursprünglich zum gekochten Rindfleisch) passt ganz ausgezeichnet zu Kassler. Und zu Sauerkraut ebenfalls. Wo wir bei Sauerkraut sind: Curry. Curry!

Ärgerliche Hasenfüßigkeit bei Bezahlsender SKY. Wenn man schon ein Insert wie „Der Prince will regieren“ bringt, dann sollte man auch mutig den ganzen Weg gehen und Kevin-Prince Boatengs aktuelle Lebensabschnittsgefährtin als „Princeregententorte“ bezeichnen.

Seit ca. anderthalb Jahren habe ich eine Knoblauchpresse und einen Pendel-Sparschäler eines bekannten, im Ostallgäu ansässigen Herstellers in beinahe täglicher Benutzung. Ich hab die Teile im Rahmen einer Treueherzen-Aktion relativ preiswert bekommen, ansonsten lassen einen die Straßenpreise für diese doch eher simplen Küchenutensilien nach Luft schnappen, für das Geld hätte ich sie mir nie angeschafft. Allerdings muss ich zugeben, dass das ganz ausgezeichnete Küchenwerkzeuge sind, die ihre Billigheimer-Konkurrenten locker in die Tasche stecken. Da sie augenscheinlich unverwüstlich sind und man für den Sparschäler auch Ersatzklingen kaufen kann, empfehle ich widerstrebend, sich die Teile trotz des Preises anzuschauen, wenn eine Neuanschaffung ansteht.

Durchaus amüsant, diese heftigen Seriositätsanfälle angesichts Steinbrücks Stinkefinger: „darf man nicht, wenn man Kanzler werden will“. Locker bleiben. Das Amt hat sogar Raufbolde wie Helmut Kohl überstanden.

Was auch immer schlimmer wird: Mein Zehn-Finger-Alzheimer. Mindestens ein Vertipper pro Satz. Gerade eben wieder: Vertripper. Unerträglcih. Unerträglich.

 

 

 

Splitterbrötchen (CCCXXVII)

Schon erstaunlich, dass ich nie von Lesern darauf aufmerksam gemacht werden, wenn mir bei der Nummerierung der Splitterbrötchen mal ein Fehler unterläuft. Was übrigens gar nicht so selten vorkommt. Ich könnte ja mal völlig willkürliche Zahlen…

War nur Spaß! War nur Spaß!

Verstörendes Produkt bei Aldi. „Lasagne-Suppe mit Wellennudeln“. In der Dose. Wo sonst?

Wenn man lange genug wartet, kann es vielleicht passieren, dass Resignation und Überdruss sich zum stabilen Fundament einer Barrikade vermischen.

 

 

Splitterbrötchen (CCCXXVI)

Sportlich habe ich derzeit gegen den FC Bayern München nichts, aber auch gar nichts einzuwenden. Triple gewonnen, Super-Kader, besten Trainer der Welt engagiert, der total lässig auf Weltmann macht…  Trotzdem: gelegentlich, wenn keiner guckt, sehne ich mich nach den Zeiten zurück, in denen unser Trainer nach Titelgewinnen die Lobby vom Kempinski-Hotel auf allen Vieren betrat, um dort mit Orangen nach dem Wandrelief zu werfen. Vermutlich bin ich pervers.

Das hab ich hunderte Mal gemacht, das ist mittlerweile eine fließende Bewegung von katzenhafter Eleganz: Schublade auf, Korkenzieher raus, Schublade zu, Eisschrank auf, Weinflasche raus, Schublade auf, Korkenzieher rein, Schublade zu, Schraubverschluss auf.

Gewissensfrage: Darf ein überzeugter Veganer sich einer Salami-Taktik bedienen?

Den Tweet der Woche verdanken wir John Honigmanoever:

 

Als ich geboren wurde, hatten in diesem Land gruselige alte Männer das Sagen. Ich habe mir damals geschworen, kein gruseliger alter Mann zu werden. Ist manchmal gar nicht leicht, den Schwur einzuhalten.

Wann genau wurde eigentlich “Muss richtig Scheiße aussehen“ zur ästhetischen Prämisse für einen deutschen Fernsehfilm?

Print scheint in die Knie zu gehen. In dieser Woche habe ich im Schnitt 2 Cold Calls von Druckereien pro Tag bekommen.

Splitterbrötchen (CCCXXV)

Ich kann mittlerweile „Ich mag keine Cold Calls“ mit einem derart latent gefährlichen Unterton sagen, dass sie sofort auflegen.

Für die charmanteste Klassifizierung der Woche danke ich Leo Fischer, der in der Jüdischen Allgemeinen Günter Grass trefflich als „Schmunzellyriker“ einsortierte.

Inzwischen gibt es Museen, die jünger sind als ich. Museen!

Mehrfach daran gescheitert, dass Wort „Singlesein“ unfallfrei zu lesen. „Wie jetzt? Singen und Lesen in… Ja, wo denn?“

Die Mahlzeit der Woche: Tafelspitz mit Grie Soß‘. Warum mach ich das nicht öfter?

Es könnte sein, dass der Obama-Administration gelingt, woran selbst Bush jr. scheiterte: mich zum Anti-Amerikanisten zu machen.

 

 

Splitterbrötchen (CCCXXIV)

Den Text der Woche schuf ein unbekannter Groupon-Mitarbeiter: „Wenn jemand sehr sensibel ist, sagt man, er sei zart besaitet. Wie gut, dass es bei einem Besuch im XXX keine Rolle spielt, wie sehr oder wenig empfindsam man ist. Eines steht jedoch fest: die Köstlichkeiten, die mit unserem heutigen Groupon ihren Weg auf den Teller finden, sind so zart, dass die Saiten einer spanischen Gitarre vor Begeisterung alles andere als zurückhaltend schwingen würden.“

Schönen Salat zur Lammkeule improvisiert: grüne Bohnen, weiße Riesenbohnen, Tomaten, rote Zwiebeln, rote Paprika (gebraten), zerzupfte Romana-Blätter, dazu eine Sauce aus pürierten weißen Bohnen, Knoblauch, Weißweinessig und Olivenöl. Beim nächsten Mal lass ich die Salatblätter weg.

Faszination Orthographie: Heißwasser-Beuler.

Warum besteht das IOC darauf, Olympische Spiele an Länder zu vergeben, die sich der Zivilisation verweigern?

Splitterbrötchen (CCCXXIII)

Vergebliche Suche nach einer sprachlich und politisch korrekten weiblichen Form des Wortes „Sündenbock“. „Sündenzicke“ klingt von vornherein problematisch, der Vorschlag „Sündengeiß“ ist mir zu alpin. Die Suche dauert an.

Den Lapsus der Woche leistete sich der Axel Springer Verlag: man versteckte einen Kommentar von Hugo Müller-Vogg hinter der Bild-Plus-Bezahlschranke. Das KANN nicht klappen, wenn überhaupt, dann funktioniert’s nur umgekehrt: Man müsste die Leute dafür bezahlen, dass sie den vorhersehbaren Quatsch von Müller-Vogg lesen.

Merkwürdig, dass ich bei den Pokal-Auftritten von Hertha BSC immer an Anke Huber denken muss.

Die Zahl der Menschen, die es nicht ertragen, wenn der Lebensentwurf anderer Menschen von ihrem eigenen abweicht, scheint ständig zu steigen. Das finde ich ein wenig bedenklich.

Wurde hierzulande eigentlich schon mal was verändert, ohne dass gleichzeitig der Untergang des Abendlandes ausgerufen wurde?

Splitterbrötchen (CCCXXII)

Für den Spam-Kommentar der Woche bedanke ich mich bei FAG/INA Spherical Roller bearings, das ist richtig großes Tennis: „De – Larch tried to sidestep as if his attacker were a slow moving bus he could easily dodge, but the oncoming werewolf veered to match him. I guess that in light of everything that I had told her about him, she was just as shocked as I was. Just as the cold defeats summer, so time defeats love.“

Sagen Sie mal, Diekmann, muss ich mir angesichts einer sauschlappen Headline wie „Staatsanwalt fegt Kokain-Verdacht vom Tisch“ ernsthaft Sorgen um Ihren Laden machen? Normalerweise wäre „Staatsanwalt verschnupft: Kokain-Verdacht ist Schnee von gestern“ ja wohl das mindeste gewesen, was ich von einem Qualitätsblatt wie der BILD erwarten darf.

„Nur der Wahrheit verpflichtet“ ist der neue Claim des SPIEGEL Nun ja, dass man seine Leser nicht anlügt, sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Deshalb habe ich vor ca. einem halben Jahr auch aufgehört, mir den SPIEGEL zu kaufen, u. a. wegen der einseitigen, Fakten verdrehende, Fakten ausblendenden und verlogenen Berichterstattung  durch Beate Lakotta über den Fall Gustl Mollath und der Nicht-Reaktion der SPIEGEL-Redaktion auf hunderte Leserkommentare, die Frau Lakotta z. T. gravierende Unrichtigkeiten nachgewiesen haben. Ich mag nicht spekulieren, aber hier scheinen mir noch andere Verpflichtungen im Spiel zu sein.

Nur mal so ins Unreine gedacht: Wenn das Leistungsschutzrecht nun nur ein Verkaufsargument war, um der Funke-Gruppe die maroden Springer-Blätter schmackhaft zu machen? „Na klar, mit Hör Zu und Co. geht’s bergab, aber wir boxen euch mit unserem Kampagnen-Knowhow und unserer Lobby-Power ein Gesetz durch, mit dem ihr Google richtig melken könnt, das rechnet sich dann für euch!“?.

Die Vorfreude auf den Podersdorf-Urlaub 2014 hat begonnen.

 

Splitterbrötchen (CCCXXI)

Mein Favorit wäre ja „Prince Rocco“ gewesen. Die Windsors kriegen einfach nicht die Kurve ins Volkstümliche.

Soziale Netzwerke sind eine wunderbare Möglichkeit, mit anderen Menschen zu diskutieren und sich öffentlich zu äußern. Wer empfiehlt, auf Facebook, Twitter etc. zu verzichten, weil sie überwacht werden, empfiehlt also allen Ernstes „Schnauze halten“ als wirkungsvollen Protest gegen Amok laufende Regierungen.

Die Zahl der Menschen, die die vollkommen banale Fähigkeit der Assoziation mit künstlerischem Talent verwechseln, wächst besorgniserregend.

Und das blamabelste in Sachen Internetabgreifen durch fremde Geheimdienste ist das Schweigen der F.D.P. Diese Partei hat offenbar kein Interesse mehr an der Wahrung grundlegender Bürgerrechte. Ich hatte als junger Mensch das große Glück, Karl-Hermann Flach kennenlernen und kurz mit ihm reden zu können. Eine prägende Begegnung. Menschen, die heute dem Vorstand der Partei angehören, deren Generalsekretär er einmal war, besudeln durch ihr (Nicht-) Handeln das Lebenswerk dieses herausragenden Mannes.

This Kartoffelkloß is the pfanniest thing I have ever seen.

Über die eigentliche Gefahr wird noch viel zu wenig gesprochen: Richtig gefährlich ist die Idee, die hinter dieser ganzen Internet-Abschnorchelei steht, nämlich, dass man Böses verhindern kann, indem man alle Menschen beobachtet und versucht, die Bösen zu erkennen, bevor sie Böses tun. Wenn diese Idee erstmal allgemein akzeptabel ist, eröffnet sie ein wahres Füllhorn an Möglichkeiten, die ausnahmslos alle in die ganz große Scheiße führen.

Den schönsten Satz der Woche fand ich in einer Bayreuth-Kritik von Eleonore Büning in der FAZ: „Frau Merkel trägt etwas Hochgeschlossenes in  Mittelblau.“