Splitterbrötchen (CCCXLII)

Was mich interessieren würde: ob es ein Patentrezept zur Erstellung von Patentrezepten gibt.

Mein Verleser der Woche: „Makuladegeneration“ gelesen und mich gefragt, was Makulade ist und warum eine ganze Generation nach ihr benannt wurde.

Irgendwo hab ich mal gelesen, dass dieser Nordic-Walking-Irrsinn von einem Skistock-Fabrikanten ersonnen wurde, der sich aus der Zwangsjacke des Saisongeschäfts befreien wollte. Analog dazu: Der Mensch, dem Entsprechendes für den Tannenbaum einfällt, könnte sehr, sehr reich werden.

Es hinterher besser gewusst zu haben, ist das Privileg des Wirkungslosen.

Endlich „Rien ne va plus“ gesehen, den letzten Kottan-Film. Ich verstehe die ganzen negativen Rezensionen nicht. Habe mich bestens amüsiert, genau wie bei allen Folgen der Serie. Wer natürlich Cinéastenkram wie Handlung, Niveau oder Stringenz erwartet, muss enttäuscht sein.

Überrascht erfahren, dass der „Othello“ in der DDR eine beliebte Gebäckspezialität war. Natürlich drängt sich eine Frage sofort auf: Gibt es Blackfacing auch bei Keksen?

Und dann würde ich gerne noch wissen, welcher geistige Hilfszwerg bei Edeka auf die Idee gekommen ist, auf jeden Zucchino ein Plastikschildchen kleben zu lassen, wo – richtig! – „Edeka“ draufsteht. Und welches Konzept dahintersteht. Soll ich beim Abpopeln so eine Art Memory-Flash bekommen? „Haben wir ja gar nicht beim Aldi geholt, sondern bei Edeka! Donnerhagel!“ Ernsthaft?

Splitterbrötchen (CCCXLI)

Fa. Groupon offerierte diese Woche „Premium-Weihnachtsgeschenke“. Was es nicht alles gibt.

Was es auch gibt: „Weihnachts-Mischbeutel“. Bei Edeka. Kein Scheiß.

Stichwort abstruse Produkte. Stichwort Edeka. „Räucherlachsfilet Glühwein-Orange“.

Kleingartenkolonie = Schrecken, parzelliert.

Meine Mail der Woche: „Sehr geehrter (Name des Empfängers). Ihre E-Mail-Adresse hat uns eine Website für die Beschäftigung gegeben.“

„Große Koalition! Weltuntergang!“ schreit es um mich herum. Haben denn wirklich alle schon vergessen, dass die letzte Große Koalition erst 4 Jahre her ist und der Weltuntergang bzw. das Ende der Demokratie m. W. seinerzeit nicht eingetreten ist? Alle reden von 66-69. Niemand von 05-09.

Splitterbrötchen (CCCXL)

Sollte jemand einen Beatles-Fan im Bekanntenkreis haben und den beschenken wollen: McCartneys neues Album „New“ wird der Person sicherlich Freude machen. Der Opener und die Piano-Ballade am Schluss sind Weltklasse, und das Zeugs dazwischen ist auch nicht übel. Über 70 ist der Kerl. Unglaublich.

An einem Laden voller Nippes und Ramsch vorbeigekommen, das Geschäft hieß dann auch sinnigerweise „Premium Point“. Weiß Bescheid.

Während der Woche drei oder viermal aufgewärmte Reste der Truthahnfüllung (altbackenes Weißbrot in Hühnerbrühe und Weißwein eingeweicht, mit angedünstetem Speck, Zwiebeln, Staudensellerie und viel Butter verknetet) verspeist, das schmeckte auch in der Wiederholung ausgezeichnet. Eingedenk meiner anderweitigen Sucht nach Vorliebe für diese englischen Frühstücks-Würstchen („Bangers“) sollte ich vielleicht das nächste Mal, wenn mich jemand nach meinem Lieblingsessen fragt, einfach „altes, fettiges Brot!“ antworten.

„Eigentlich gehe ich immer davon aus, dass mein Mann einlädt“, hat Maria Furtwängler im Wulff-Prozess asgesagt. Also, wenn das nicht sexistisch ist, dann weiß ich wirklich nicht…

Und dann hab ich mich diese Woche bei der Katastrophenschutzbehörde registriert, um Wetterwarnungen für Berlin-Friedenau zu empfangen (kostenloser Dienst via E-Mail und SMS, katwarn.de). Von Donnerstag bis Freitag erhielt ich drei SMS und drei Mails, alle warnten mich vor einer „Extremwetterlage Warnstufe ROT“ (Großschreibung von katwarn.de) für Berlin 12157, Sturm, Orkanböen, die ganze Palette. Draußen gab es aber nichts anderes als ganz normales, etwas ungemütliches Winterwetter. Dies, gepaart mit dem mittlerweile üblichen live-getickerten Medien-Alarmismus („In Zehlendorf ist ein Baum umgefallen!“) bescherte mir einen klarsichtigen Moment: Ich weiß jetzt, wie ich sterben werde. Ich werde einer Katastrophe zum Opfer fallen, weil ich die Warnungen vor ihr aus Erfahrung (Jetzt! Gleich! Wortspiel!) in den Wind geschlagen (Das war’s!) habe.

Nur weil jemand einen Text als Literatur bezeichnet, muss er das noch lange nicht sein.

 

 

Splitterbrötchen (CCCXXXIX)

Erst diese Woche erfahren, dass es in Karl Mays Geburtsort Hohenstein-Ernstthal einen Ortsteil mit dem wunderbaren Namen „Wüstenbrand“ gibt. Der Kerl musste ja anfangen, von den dollsten Abenteuern zu träumen.

Die Enttäuschung der Woche: Die dritte Kluftinger-Verfilmung, auch die total missraten. Warum hat der Bayerische Rundfunk die Verfilmung dieser wirklich sehr, sehr komischen Bücher ausgerechnet Menschen in die Hand gegeben, die sich in ihrem Humorverständnis an „Zwei Nasen tanken Super“ orientieren? Die glauben, dass Komik entsteht, wenn irgendwelche Vollpfosten sich beknackt benehmen, mit verstellten Stimmen sprechen und man das ganze mit aufgesetzt origineller Musik unterlegt?

Methode Paulsen (bei 180 Grad zwei Stunden anschieben, bei 150 Grad zwei bis zweieinhalb Stunden weiterbraten) funktioniert auch beim Truthahn, sofern man das Viech großzügig mit Speck belegt, um es vor der Vertrocknung zu schützen. Beim nächsten Mal kaufe ich mehr Speck, um auf der Brust nachlegen zu können. Brät schneller aus als man denkt.

Und ganz erstaunlich, wieviel fleischiger als eine Gans so ein Truthahn ist.

 

 

 

Splitterbrötchen (CCCXXXVIII)

Gesprächsweise Lego-Baukästen von vor fünfzig Jahren thematisiert. Grundkonsens: Man hatte immer zu wenig Grundplatten. Und: Der Niedergang fing mit den Flachbausteinen an. Mit denen frickelte man das gleiche zusammen wie mit den normalen Legosteinen, man brauchte bloß mehr und es dauerte länger. Immerhin bekam man so schon als junger Mensch eine Idee davon, wie die Industrie sich Fortschritt vorstellt.

Als ich vor ein paar Tagen staunend die Empfehlung las, beim Pasta-Kauf darauf zu achten, dass die Teigwaren in Bronze-Formen modelliert wurden (soll für eine rauhere Oberfläche und damit eine verbesserte Saucenaufnahmefähigkeit sorgen) überfiel mich eine Produkt-Idee: Nudeln aus dreihundert Jahre alten sardischen Kirchenglocken. Dafür muss es doch einen Markt geben!

Meine prägenden Dieter-Hildebrandt-Erfahrungen: Die Programme, die Werner Schneyder und er zusammen spielte. Das waren derart grandiose, scharfsinnige, weit über bloßes Kabarett hinaus reichende Abende, die wirken bei mir jetzt noch nach. Das beste Sprach- und Sprech-Theater, das ich je erleben durfte.

 

Splitterbrötchen (CCCXXXVII)

Heute, beim Schrippenholen, roch die Luft zum ersten Mal in diesem Jahr nach Winter. Und zack! war sie wieder da, die Erinnerung an diese fürchterlich kratzende Skihose, die ich als Sechsjähriger tragen musste.

Gestern gab’s die erste Gans des Jahres. Es folgen die nachgänslichen Segnungen: Aufgebratene Knödelscheiben mit Schinkenwürfeln und Ei. Aufgewärmter (!) Grünkohl. Schwarzbrot mit Gänseschmalz und Kochkäse.

Nichtkulinarisches Highlight der Woche: Buchen der ersten Urlaubsreise 2014. 5 Mann in einem Boot. Nach zehn Jahren Pause nochmal mit den besten Freunden eine Woche lang im Kabinenkreuzer auf dem Shannon fahren. Im April ist es soweit.

Und dann ist auch noch Schach-WM. Wobei hier die Luft raus zu sein scheint. Früher verfolgte man noch atemlos dem Kampf Gut gegen Böse auf dem schachbrett, jetzt schaut man zwei netten Kerlen beim Klötzchenschieben zu. Ein kompromisslos böser Schach-Hooligan täte dem Spiel gut.

 

 

 

Splitterbrötchen (CCCXXXVI)

Das Projekt, das derzeit am meisten Spaß macht: Zusammen mit der besten, geduldigsten Gemahlin von allen „The Big Bang Theory“ komplett in der richtigen Reihenfolge durchgucken. Modebewussten Fans der Serie empfehle ich gerne http://www.sheldonshirts.com/. Sie haben auch Howard’s Gürtelschnallen!

Mein Wochenhighlight: der älteste Freund besucht mich auf ein verlängertes Wochenende. Vor 50 Jahren sind wir zusammen eingeschult worden, und sehen uns immer noch regelmäßig in die Augen. Das ist eine große Freude, die nicht vielen Menschen zuteil wird.

2022 ist noch lange hin. Bis dahin kann noch einiges passieren. Bis dahin muss noch einiges passieren. Sollte dennoch die Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar stattfinden, werde ich dieses Turnier boykottieren und kein Spiel anschauen. Menschen, die mich kennen, wissen, was das für mich bedeuten würde. Ich bitte darum, mich beim Wort zu nehmen und hoffe inständig, dass das nicht nötig werden wird.

Als ich den Ad-Blocker meines Browsers abgeschaltet hatte, wurde ich damit konfrontiert, dass die Bundeswehr jetzt „IT-Soldaten“ hat. Ich habe den Blocker sofort wieder eingeschaltet.

 

 

Splitterbrötchen (CCCXXXV)

Ich baue ab. Habe „Westlich von Santa Fé“ und „Geächtet“ durcheinandergeschmissen. Das Chuck Connors in beiden Serien die Hauptrolle spielte, ist keine Entschuldigung. So etwas DARF nicht passieren.

In diesem Zusammenhang habe ich mich jedoch an eine der besten TV-Serien überhaupt erinnert: „The Rogues“ (1964), zu deutsch „Gauner gegen Gauner“, top-besetzt mit u. a. David Niven, Charles Boyer, Gladys Cooper, Gig Young und Larry Hagman. Es geht um eine international im Jetset agierende Trickbetrüger-Familie. Grandioses Old-School-Entertainment. Sämtliche Folgen sind auf youtube zu finden, dicke Empfehlung.

Die Suche nach dem grausamsten Mann aller Zeiten ist beendet. Niemand hätte gedacht, dass es ausgerechnet ein norwegischer Krimi-Autor sein würde, aber doch, es ist Jo Nesbø. Am 11. November erscheint ein neuer Harry-Hole-Roman. Er hat den armen Kerl den grauenhaften Schluss von „Die Larve“ tatsächlich überleben lassen.

Eigentlich ist es doch die Aufgabe eines Geheimdienstes, die Geheimnisse anderer Regierungen herauszukriegen. Aus professioneller Sicht müsste man sich über einen Dienst empören, der NICHT versucht, ein Staatsoberhaupt abzuhören. Und ein Staatsoberhaupt, das nicht damit rechnet, abgehört zu werden, ist ähnlich verwunderlich.

Splitterbrötchen (CCCXXXIV)

Melancholie ist ein Gewächs, dass mit Erkenntnis gepflanzt und mit Lebenserfahrung gedüngt wird.

Dialoge wie „Ich könnte das Mobiltelefon von Regierungschef XYZ anzapfen!“ – „Das unterbleibt, sowas dürfen wir nicht!“ werden täglich weltweit in den Geheimdienstzentralen geführt. Geheimdienste sind dafür bekannt, dass sie sich penibel an Gesetzen, Moral und Ethik orientieren.

Wenn man versucht, den kulinarischen Alltag zu bereichern und nach der besseren Butter, den besseren Eiern, dem besseren Spinat usw. zu suchen beginnt, merkt man schnell, dass derartige Dinge wesentlich schwerer zu finden und zu beschaffen sind als das ganze Gourmet-Gedöns.

Beim Wettbewerb „Adjektiv der Woche“ preschte Claudia Simionescu, Redakteurin beim Bayerischen Rundfunk, unangefochten auf Platz 1, als sie meisterlich die „produzentische Vorbereitung“ kreierte.

 

Splitterbrötchen (CCCXXXIII)

Numerus spirituosus.

Sätze, die mit „Zu meiner Zeit…“ anfangen, sind mir grundsätzlich suspekt. Als ich diese Woche jedoch von deutschen Hochschulen las, die anfangen, Elternabende zu veranstalten, konnte ich nicht anders, ich musste selbst einen bilden: Zu meiner Zeit waren Universitäten Orte für erwachsene Menschen.

Darüber hinaus sucht mich eine verstörende Vision heim, seit ich diese Meldung gelesen habe: Ein Mann und eine Frau mittlere Alters sitzen Anfang der sechziger Jahre in der FU einem Prof gegenüber. „Guten Tag, wir sind die Dutschkes. Wir wollten uns mal erkundigen, wie sich unser Rudi so macht.“

Wunderbares Frühstück mit frischen Brötchen und herrlicher Butter aus der Normandie… da vermiss ich gar kein Fett!

SpOn sortiert die Meldung, dass Wolfgang Joop Juror bei Heidi Klum wird, in die Rubrik „Kultur“ ein. Ja. Auch. Denn…