Der Naumann-Brief – Das Original

Seit einigen Tagen kursieren Zitate eines angeblichen Briefs, den Michael Naumann an Kurt Beck geschrieben haben soll, durch die etablierten Medien. Insider der Sozialdemokratie und Kenner der politischen Szene haben starke Zweifel an der Echtheit dieses Dokuments. Zurecht, wie die Netzecke bestätigen kann. Das im SPIEGEL, in der FAZ und in der Werra-Rundschau zitierte „Dokument“ kann niemals aus der Feder eines Feingeists wie Michael Naumann stammen, der sich als in der Wolle gefärbter Sozialdemokrat lieber die Hand abhacken würde, als sich seinem Parteivoritzenden gegenüber unsolidarisch zu verhalten. Tatsache ist: Naumann hat am Montag nach der Hamburg-Wahl tatsächlich einen Brief an Beck geschrieben, dessen Inhalt jedoch wesentlich brisanter ist als der der zahnlosen, hingeschluderten Fälschung. Der Netzecke ist es – wie immer – eine Freude und Ehre – für politischen Zündstoff zu sorgen, deshalb veröffentlichen wir jetzt – ungekürzt – den echten Naumann-Brief.

Hamburg, den 25.2.07

Lieber Kurt,

bitte entschuldige, dass ich erst jetzt wieder zur Feder greife, das Wort an Dich richte und auf Deinen Brief antworte, den Du Mitte Februar an mich abgesandt hast, aber das „Wahlkampfgedöns“ – wie Gerhard es zu nennen beliebt – hat in den letzten Wochen meine Zeit gefressen.

Nun aber zum Anlass meines Schreibens, unserem gemeinsamen Hobby, der Philatelie. Du berichtetest mir, dass Du nunmehr auch den letzten Satz Wohlfahrtsmarken aus den 60er Jahren deiner Sammlung einverleiben konntest, sowohl postfrisch als auch blitzsauber abgestempelt. Da kann ich nur sagen: Herzlichen Glückwunsch, lieber Kurt! Das sind die Momente im Leben eines Philatelisten, für die sich all die Mühe, der Aufwand und die entsagungsvolle Anstrengung des Briefmarkensammelns lohnen. Ich bin mir sicher, dass Du – um dieses herausragende Ereignis zu feiern – ein Fläschchen Dornfelder geköpft hast, und sicher nicht den billigen, den Deine Frau immer aufmacht, wenn Gäste kommen.

Ich selber stagniere zur Zeit, zu vieles ist liegen geblieben. Ich bin noch mit dem Zählen meiner „Notopfer Berlin“-Marken beschäftigt, dann will ich mich dem Ablösen der vielen 10-Pfennig Theodor-Heuss-Marken widmen, die bei mir überall herumfliegen, um dann endlich, endlich an die Fehlerkorrektur des neuen Michelkatalogs zu gehen. Unglaublich, was sich die Redaktion da wieder für Schlampereien erlaubt hat!

Abschließend möchte ich Dir noch einmal ganz herzlich dafür danken, dass Du Dich – trotz des hohen politischen Risikos für Dich selbst – an unsere Absprache gehalten und eine Öffnung der SPD nach links betrieben hast. Ohne dieses Manöver hätte ich am Ende die Wahl in Hamburg gewonnen und gar keine Zeit mehr für meine Briefmarkensammlung gehabt. Das ging Spitz auf Knopf, aber Du hast es gerade noch mal hin bekommen, Chapeau!

Stimmt es übrigens, dass die Idee für diese Schlitzohrigkeit ursprünglich von Oskar stammt? Als er mit einer ganz ähnlichen Nummer die 90er Bundestagswahl abgeschenkt hat, weil er keinen Bock darauf hatte, die undankbaren Jammer-Ossis zu sanieren?

Wie dem auch sei, es hat geklappt, ich kann endlich wieder zu Lupe und Pinzette greifen, und das verdanke ich nur Dir.

Das werde ich Dir nie vergessen.

Mit philatelistischen Grüßen

Dein Markentauschfreund Michael

P.S.: Ich hab gehört, dass bei Dir eine Grippe im Anflug ist. Damit ist nicht zu Spaßen, lieber Kurt! Kurier die sofort und gründlich aus, damit nichts nach bleibt. Um die Partei mach Dir keine Sorgen: Die Spitzengenossen stehen wie ein Mann hinter Dir.

Die politische Landschaft Deutschlands wird nie mehr so sein, wie sie mal war.

[tags]Naumann, Beck, Brief, Linke, SPD, Wahrheit, Ungeheuer![/tags]

Splitterbrötchen (XXXVII)

Die Fußballkommentare Wolf-Dieter Poschmanns ähneln mehr und mehr dem Rauschen bei schlechtem Radio-Empfang: störend, überflüssig, unvermeidlich.

Es gibt nur wenige Menschen, die ein spannenderes Leben führen als ein Paranoiker.

Eben in der U-Bahn mitgehört: „Kreuzberg ist mir zu spießig, zu yuppiehaft.“ Hm. Gibt es überhaupt noch Yuppies? Heißen die nicht mittlerweile irgendwie anders?

Bescheuerte Frage im Restaurant: „Den Salat mit Dressing?“ Fragt man zurück, was denn die Alternative wäre, bekommt man unfehlbar „Mit Essig und Öl“ zu hören. Als ob das kein Dressing wäre.

Wenn man wichtig sein will, langt es nicht, sich selbst für wichtig zu erklären. Man muss schon gelegentlich etwas wichtiges tun.

Nochmal Paranoia: Hat eigentlich schon mal jemand versucht, eine Verschwörungstheorie in die Praxis umzusetzen?

[tags]Pseudoweisheiten, Tiefsinn, Wichtigtuerei[/tags]

Beck Hand

Auf 5 vor 12 steht die Uhr für SPD-Chef Kurt Beck. Nicht mehr hinter vorgehaltener Hand sondern ganz offen zweifeln andere sozialdemokratische Spitzenpolitiker seine Führunsgqualitäten an. Und das liegt nicht, wie gewöhnlich schlechter informierte Medien wie Bild, Spiegel Online oder die FAZ kolportieren, an seinem politischen Kurs, sondern an seinen Versuchen, beim Online-Poker zu reüssieren.
Wie die Netzecke berichtete, hat Beck die SPD vor zwei Wochen in einer aufsehenerregenden Chicago-Partie an Oskar Lafontaine verloren. In zehn Tagen steigt die Revanche im Online-Poker, aber mittlerweile hat man in der SPD das Vertrauen in Becks Fähigkeiten verloren. Beck ist wegen „illegalen Coachings“ vom Spiel auf brutalopoker.de ausgeschlossen worden, wo er für die Partie gegen Linken-Chef Lafontaine trainiert hatte. Tatsächlich hat Beck sich vom mehrfachen World-Poker-Champion William „Wild Bill“ Hickup, beraten lassen, wie folgendes Online- Skype-Protokoll , dass die Netzecke weltexklusiv veröffentlicht, beweist:

„And remember, Kört: Geh mit deinem Blatt. Play not gegen dein Blatt, nimm die Stärken deiner Hand und zwing deine Gegner damit in die Knie. Use the force, Kört!“
„Ja, ja, schon gut. Mach ich. Oh, er gibt. Eine 2 und ’ne 7… das könnt was geben.“
„Ich denke, du bist overoptimistic, Kört. Bad cards, bad luck. You should fold.“
„Quatsch. Angsthase! Ich leg erstmal 100 Dollar rein.“
„Don’t, Kört. It’s too early für einen verzweifelten Bluff. Just fold, and hope für ein better…“
„Keine Zeit, gleich kommt die dritte Karte…“
„You didn’t fold? Kört…“
„Eine 10. 2, 7, 10… das könnte ’ne fette Straße geben.“
„Kört, two, seven and ten can NEVER be a street. Fold!“
„Alles klar. Wie? Wer erhöht? Kein Problem, ich gehe mit!“
„Kört! Stop! Nicht mitgehen! Fold!“
„Zu spät, und die nächste Karte, heißahoppsa! König! Karo-König. Der sieht mir sogar ein bißchen ähnlich, das bringt Glück. Ich erhöhe um 500!“
„Kört, you’ve got nothing but a hand full of rubbish! Fold! At once!“
„Das Problem sind immer die Bedenkenträger, die Kleingeister, die versuchen, die großen Visionen bereits im Keim zu ersticken. Und… noch ’ne 2! Ich hab ein Paar! Karozwei und Herzzwei! Das KANN ich gar nicht verlieren.“
„Kört, please, think für einen Moment! Any other pair ist besser als deine Karten, even the next two twos.“
„Tutus? Täterätätä, Quatschkopp. Wie? Was ist das, ‚all-in‘?“
„Don’t go all-in! DON’T! Fold! Please! Fold! Solange noch ein bisschen Money da ist…“
„Klar gehe ich all-in! Hosen runter, meine Herren, jetzt geht’s ans Eingemachte!“
„Is he really a famous politician in Germany? Or is this some kind of practical joke? A hidden camera thing?“
„Wie jetzt, wieso sollen drei Asse besser sein als meine zwei Zweier? Das wußte ich nicht. Ich verlange mein Geld zurück!“

Seit kurzem bezeichnen erfahrene Pokerspieler übrigens ein aussichtsloses Blatt, dass noch nicht einmal zum Bluffen taugt, als „Beck Hand“.
Wie geht es weiter mit Kurt Beck? Wird er mit einem letzten, verzweifelten Bluff Oskar Lafontaine die SPD wieder abluchsen? Oder sehen wir ihn bald beim Hütchenspiel auf dem Bürgersteig vorm Willy-Brandt-Haus? Die Netzecke bleibt am Ball bzw. am Spieltisch!
[tags]Online-Poker, Beck, Linke, SPD, Ungeheuer!, Enthüllungsjournalismus[/tags]

Der Wortbruch – und die Gründe dafür

Die ganz große Abrechnung mit Kurt Beck sollte es werden, gestern, am Montag, auf der Präsidiums-Sitzung in Berlin. „Wir waren auf der Überholspur, und dann kam ein Lkw aus Mainz und hat alles plattgemacht.“, hatte Michael Naumann im Vorfeld geschimpft, und jedermann glaubte, dass Kurt Beck für seine abrupte Hinwendung zur „Linken“ gewaltig abgestraft werden würde. Doch es kam ganz anders: Solidarisch, ohne Widerworte und merkwürdig still schwenkten die SPD-Granden einmütig und durchaus kleinlaut auf den Kurs des SPD-Vorsitzenden um, der der Sitzung wg. einer angeblichen Grippe ferngeblieben war, aber einen Brief gesandt hatte, den Frank-Walter Steinmeier der Spitzengenossen vorlas.
Dieser Brief – eins der brisantesten Dokumente der deutschen Nachkriegsgeschichte – liegt mir vor und ich veröffentliche ihn nachfolgend im Wortlaut. Hier – weltexklusiv für treue Netzecken-Leser – sind die Hintergründe für Becks Wortbruch, seinen Kuschelkurs der „Linken“ gegenüber und das lastende, ja dröhnende Schweigen der anderen Genossen:

Liebe Genossen,
ich habe euch leider eine betrübliche Mitteilung zu machen. Am vorletzten Wochenende ist ein kleiner Ausflug nach Saarbrücken mit abendlichem Besuch des sozialdemokratischen Traditionslokals ‚Zum scharfen Eck‘ leider etwas außer Kontrolle geraten. Besonders, als nach 22 Uhr ein ehemaliger Vorsitzender der SPD (scheinbar?) zufällig im ’scharfen Eck‘ aufkreuzte, da gab ein Wort das andere, und manch würziger Tresterbrand war auch im Spiel… ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden, aber am Sonntag morgen ca. gegen 2 Uhr 30 hab ich beim Würfelspiel („Chicago scharf“) leider die sozialdemokratische Partei an Oskar Lafontaine verloren.
Bevor mir einer von euch Fahrlässigkeit vorwirft: Hätte Oskar verloren, hätte er umgehend ‚Die Linke‘ aufgelöst, und die Wahrscheinlichkeit, dass er drei Einser würfelt, lag bei 0,463 Prozent, das Risiko glaubte ich eingehen zu können, ja zu müssen.
Leider ist es anders gekommen, aber – und ich sage dass nicht, um euch zu beruhigen, liebe Genossen – es ist nicht ganz so schlimm, wie es sich anhört. Zwar gehört die Partei jetzt de facto Oskar Lafontaine, aber möglicherweise nur vorübergehend. Oskar hat sich als fairer Sportsmann erwiesen und mir Gelegenheit zur Revanche gegeben. Die wird in zwei Wochen stattfinden, und ich durfte mir sogar das Glücksspiel aussuchen, mit dem ich versuchen kann, die Sozialdemokratie zurückzugewinnen. Für diese Gelegenheit – und seine Bereitschaft, bis zur Revanche Stillschweigen über diese für mich sehr peinliche Angelegenheit zu wahren – möchte ich Oskar an dieser Stelle ausdrücklich danken.
Bis zum Rematch ist Oskar Lafontaine allerdings Eigentümer der SPD und damit natürlich hundertprozentig weisungsbefugt. Euch durfte jetzt klar sein, warum ich – für viele unverständlich – einen Linksruck der Partei und eine Zusammenarbeit mit der „Linken“ in Hessen betreiben musste. Jeder, der mich kennt, wird wissen, dass ich das niemals aus eigenem Antrieb getan hätte.
Jetzt müssen wir alles daran setzen, dass ich bei der anstehenden Revanche erfolgreicher bin und die SPD zurückgewinnen kann. Um Oskar auf unbekanntes Terrain zu locken, habe ich mich dafür entschieden, dass Rückspiel im Online-Poker auszutragen. Da ich in diesem Kartenspiel selbst nicht ganz firm bin, habe ich umgehend mit einem entsprechenden Training begonnen, dass ich auch für diese Präsidiumssitzung nicht unterbrechen möchte, deshalb wird euch der Genosse Steinmeier meine Worte vorlesen. Ich selbst habe mich unter dem Nick (das ist sowas wie ein Pseudonym) ‚Stachelmoppel1949‘ bei brutalopoker.de registriert und übe fleißig Texas Hold’em. Das Geld für meine Einsätze entnehme ich selbstverständlich nicht der Parteikasse sondern meiner Privatschatulle.
Jetzt dürfte jedem Genossen klar sein, um was es geht, was in den nächsten Wochen im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Spiele steht. Ich bitte euch alle um eure rückhaltlose Unterstützung, damit die SPD die berechenbare Partei bleibt, zu der wir sie gemacht haben, und nicht gewissenlosen Hasardeuren wie Oskar Lafontaine in die Hände fällt.
Mit solidarischem Gruß
Euer Kurt

[tags]Politik, SPD, Beck, Linke, Lafontaine, Wortbruch, Hessen, Hamburg, Glücksspiel, Ungeheuer![/tags]

Der macht sie alle nackig!

Letzte Woche gab es im Umfeld der Insolvenz einer Firma für Unterhaltungs-Elektronik Aufregung in der Sparkasse Düsseldorf. Vorstandschef Heinz-Martin H. wurde beurlaubt, weil er angeblich einen Flachbildschirm von Pleitier Franjo P. angenommen hatte. Im Gegenzug soll Heinz-Martin H. einen Millionenkredit bewilligt haben…
Mooooment mal. Man schenkt einem Sparkassen-Sultan einen popligen Flachbildschirm aus dem Media-Markt, und schon schießt er einem Zaster ohne Ende aufs Giro? Doch wohl nur im Traum. Da musste mehr dahinter stecken. Also schwärmten die Netzecken-Rechercheure aus. Alsbald lag ein hochbrisantes Gesprächsprotokoll auf meinem Schreibtisch, dass ich hier im Wortlaut veröffentliche:
„Franjo, alte Nase! Schön, dich zu sehen!“
„Heinz-Martin, wie isset? Alles frisch?“
„Immer laufen lassen, das ist meine Devise, immer laufen lassen, das Pils, das Sperma, die Kredite… hahahaha!“
„Kredite sind das Stichwort, das mich her führt, Heinz-Martin!“
„Franjo, das trifft mich unerwartet wie ein Schock. Du wirst doch nicht deine Kredite zurückzahlen wollen?“
„Heinz-Martin, seh ich aus wie einer dieser konservativen Idioten? ‚Kredite zurückzahlen‘ ist doch was für Retro-Hirnis! Ich will den Markt aggressiv angreifen, und dafür müsst Ihr Sparkaassen-Klempner frischen Zaster nachschießen.“
„Das könnte einen Tick problematisch werden, Franjo. Dein Limit steht hochtourig auf Anschlag, ich weiß nicht, wie ich unseren Vorstand überzeugen könnte…“
„Ich hab ein neues Produkt in der Pipeline, damit werd ich den Weltmarkt aufrollen.“
„Das spricht man nicht so, wie man’s schreibt, Franjo. Es heißt ‚Paiplain‘.“
„Meinetwegen. Damit werd ich aber trotzdem Weltmarktführer.“
„Damit? Mit diesem Flachbildschirm?“
„Das ist nicht nur ein Flachbildschirm, Heinz-Martin. Pass mal auf…“
„Was soll sein, Franjo? Das ist ’ne olle Peep-Folge mit Verona, die habt ihr mir ja mal alle auf DVD geschenkt. Im goldenen Schuber, sehr stylish…“
„Dann guck mal… jetzt!“
„Boah, eayh… Jetzt ist Verona ja nackig! Das war aber in der alten Peep-Folge nicht.“
„Nee, das macht dieser Flachbildschirm.“
„Wie? Der Flachbildschirm macht Verona nackig?“
„Nicht nur Verona…“
„Wie jetzt…“
„Wir haben einen ultra-schnellen Grafik-Chip in den Flachbildschirm integriert, der auf Knopfdruck die Kleidung von allen Frauen auf dem Bildschirm wegrechnet.“
„Wie? Du bringst in echt einen Fernseher auf den Markt, der sie alle nackig macht?“
„Wenn ich’s dir doch sage, Heinz-Martin. Hier, ich mach’s nochmal, schau… die Verona…“
„Boaaah! Das sind ja Mörderhupen! Entschuldige, Franjo, du bist ja mit ihr verheiratet… hatte ich ganz vergessen.“
„Null problemo, Heinz-Martin. Ich weiß doch, wie Verönchen auf andere Kerle wirkt. Und, wie isset jetzt mit den Moppen…“
„Ich bitte dich, Franjo, mit so einem Produkt in der Hinterhand kannst du natürlich über jeden Betrag verfügen. Wieviel sollen’s denn sein? 5 Mio? 10 Mio?“
„Mit 5 komm ich erstmal hin, aber ich solle Verönchen noch ein paar Klunkern kaufen… gib mir doch die 10 Mios, Heinz-Martin. Wenn’s recht ist.“
„Türlich ist recht, Franjo, alter Schlawiner. Kredite müssen laufen, wie Pils und Sperma… hahahahaha! Sach ma, jetzt musst du mir aber auch ’n Gefallen tun. Den Prototypen da, den Flachbildschirm, der sie alle nackig macht… darf ich den behalten?“
„Uh. Öh… natürlich, Heinz-Martin. Allerdings… der Prototyp funktioniert zur Zeit nur zusammen mit diesem DVD-Spieler und der DVD dadrin.“
„Wie jetzt? Der Bildschirm hat Verona gar nicht nackig gemacht? Das war ’n Video?“
„Natürlich war das ’n Video, Heinz-Martin! Hältst du mich für bekloppt? Wenn der Grafikchip schon fertig wäre, dann bräuchte ich ja deinen Kredit nicht. Capisce? Oder soll ich zu ’ner anderen Bank?“
„Alles, nur das nicht! Sorry, Franjo. Du hast ja recht. Kann ja noch nicht fertig sein, der Chip, wenn du den Kredit brauchst. Logisch. Blöd von mir. Entschuldige. Nicht zu ’ner anderen Bank gehen, bitte…“
„Schon vergessen, alter Schwede. Den Flachbildschirm darfste trotzdem behalten.“
„Super, Franjo. Danke, Franjo. Sehr großzügig. Und grüß Verona von mir, ja?“
[tags]Insolvenz, Korruption, Franjo, Flachbildschirm, Verona, Denkinsuffizienz, Ungeheuer![/tags]

Splitterbrötchen (XXXVI)

Der Preis für den besten Spitznamen der Woche geht an den kicker, der mit der fantastischen Headline „Torlos-Agali steht auf der Kippe“ für den Kickstart in die Woche sorgte.

Selbstgebackenes Brot, gerade noch warm aufgeschnitten, Stückchen richtige Butter (nicht den Euphemismus aus dem Kühlregal) drauf, Körnchen Salz, Gläschen ländlicher Merlot… die Papillen lassen sich auch mit ganz einfachen Argumenten überzeugen.

Persönliches Highlight der Woche: Auf zoomer.de wird einer meiner Kommentare über eine sogenannte „Meinungsmacherin“ gelöscht. Dabei hatte ich lediglich das zitiert, was der überaus geschätzte Eckard Henscheid mal über Heinrich Böll gesagt hat.

Seit ich den Beitrag über den Wahlwerbespot der Hamburger FDP in die Netzecke gestellt habe, bringt Fa. Google hier eine erstaunliche Zahl von Besuchern vorbei, die nach „Hinnerk Fock schwul“ gesucht haben.

Dass plötzlich „Wortbrecher“ und „Stratege“ Synonyme sein sollen, geht mir nicht ein.

[tags]Pseudoweisheiten, Tiefsinn, Wichtigtuerei[/tags]

Making of Wahlwerbespot

Kurz vor dem Dreh eines der ästhetisch bahnbrechendsten Wahlwerbespots aller Zeiten, in einem Hamburger Aufnahmestudio. Anwesend u. a. Top-Schauspieler Sky du Mont und FDP-Gigant Hinnerk Fock.

„Tut mir leid, hier dürfen Sie nicht durch, hier finden wichtige Dreharbeiten statt.“
„Entschuldigung, aber ich nehme an den Dreharbeiten teil. Ich MUSS hier durch.“
„Kann ja jeder sagen. Wie heißen wir denn?“
„Wie Sie heißen, weiss ich natürlich nicht. ICH heisse Sky du Mont.“
„Skai-Dynamo? Sind Sie einer von diesen Hiphoppern? Dafür sehen Sie aber ganz schön alt aus…“
„Sagen Sie einfach Herrn Fock, dass Sky du Mont da ist. Er hat mich engagiert.“
„Focki! Hier ist so’n abgetakelter Schönling, der behauptet, er würde in dem Spot mitspielen!“
„Herr du Mont, wie schön, dass Sie da sind. Ich bin ein ganz großer Fan von Ihnen.“
„Herr Fock, ich…“
„Ich hab Sie damals in ‚S.O.S. Barracuda‘ gesehen, das war meine Lieblingsserie. Sagen Sie, könnten Sie mir wohl ein Autogramm von Naddel besorgen?“
„Bitte?“
„Naddel, die Ex vom Bohlen mit den dicken Möpsen. Die hat auch in ‚S.O.S. Barracuda‘ mitgespielt. Auf die fahr ich total ab.“
„Ich versuche, an das Autogramm zu denken, wenn ich Frau Farraq das nächste Mal sehe. Herr Fock…“
„Sagen Sie Focki zu mir!“
„Bitte?“
„Alle meine Freunde nennen mich Focki. Ich denke, das macht man so im Showbusiness. Dass man sich beim Spitznamen nennt. Darf ich Sie Monty nennen?“
„Nein, Herr Fock!“
„Oh. Schade.“
„Bevor wir mit Drehen anfangen, müssen wir nochmal das Drehbuch durchgehen. Da sind ein paar Sachen drin, die wir un-be-dingt ändern sollten…“
„So? Welche denn?“
„Also, die ‚knuffigen Zeichentrickfilmfiguren‘. Entschuldigung, das sagt doch kein Mensch, ‚knuffig‘ das ist sowas von retro, da rollen sich einem ja die Zehennägel auf…“
„Ah, ja. Noch was?“
„Hmm, ja. Dieser Schlußgag… das Sie mir eine Fliege schenken… das ist dermaßen konstruiert, gewollt und überhaupt nicht witzig… fürchterlich. Das muss raus.“
„So. Die Fliege raus.“
„Und das wir uns ständig die Hand schütteln, uns anlächeln und in die Augen schauen… Herr Fock, das ist so schwul, dafür bekommen wir ein Angebot, die Fernwärme für die Hamburger Innenstadt zu liefern, aber keine Wählerstimme. Sagen Sie, wer hat das Drehbuch für diesen Quatsch eigentlich geschrieben?“
„Das war ich.“
„Oh. Oha.“
„Und jetzt wollen wir mal einiges klarstellen. Wenn Sie Ihre nicht unbeträchtliche Gage haben wollen, bleiben die ‚knuffigen Zeichentrickfilmfiguren‘ drin. Zufällig ist ‚knuffig‘ eins meiner Lieblingswörter, ich benutze es dauernd und bisher hat sich noch niemand beklagt.“
„Natürlich nicht. Warum auch?“
„Auch die Fliege bleibt drin. Ich schenke allen meinen Freunden Fliegen, und jeder, ausnahmslos jeder hat sich bisher über die Fliege gefreut, die ich für ihn ausgesucht habe.“
„Klar. Kann ich zwei haben?“
„Und natürlich werden wir uns die Hand geben und in die Augen schauen. Das mache ich seit Jahren mit meinen Wählern so und jeder einzelne von Ihnen war begeistert. Verstehen Sie? Be-gei-stert!“
„Natürlich, Herr Fock. Selbstverständlich Herr Fock. Noch was?“
„Nur eins noch: Ich sag ab sofort ‚Monty‘ zu Ihnen, und Sie nennen mich ‚Focki‘. Oder haben Sie damit ein Problem, MONTY?“
„Nein, FOCKI!“
„Dann ist ja gut. Dann drehen wir jetzt. Wir können!“
Und dann kam DAS:
[youtube]http://de.youtube.com/watch?v=hYIxj0857yI[/youtube]

Die Netzecke bedankt sich bei ihren Hamburger Informanten, ohne die wir diese brisanten Hintergrundinformationen nicht hätten aufdecken können.

[tags]Hamburg, FDP, Wahl, Sky du Mont, Hinnerk Fock, talentfrei, Denkinsuffizienz, Ungeheuer[/tags]

Sorge um Effjott

Mensch, Effjott, seit ich Ihren Brief an Frau Ypsilanti gelesen hab, mach ich mir ernsthaft Sorgen um Sie. Natürlich nicht wegen Sätzen wie

Frau Ypsilanti, Sie müssen sich an Ihre Wahlversprechen halten, weil sonst das Bescheißen überhandnimmt. Der Diebstahl am Arbeitsplatz, die Steuerhinterziehung.

Abrupte Gedankensprünge, Zusammenhänge herstellen, wo keine sind und die Schuld bei denen suchen, die nix damit zutun haben… das ist ja das übliche Programm, business as usual, das große Tennis, das wir von einem Strategen wie Ihnen erwarten, aber wenn ich lese, dass Sie

Wenn Lügen in Deutschland schick werden, dann haben wir einen nationalen Notstand.

schreiben, beschleicht mich – und sicherlich Millionen Ihrer treuen Fans – doch ein ganz mulmiges Gefühl. Dann fragen wir uns bang, ob Sie noch wissen, in welcher Zeitung Ihre Kolumne erscheint.

[tags]Wagner, Gehirnmissbrauch, BILD, Ungeheuer![/tags]

Das Zumwinkel-Protokoll

Der Fall Klaus Zumwinkel hat mir keine Ruhe gelassen. Mir wollte einfach nicht in den Kopf, dass ein Mann, der bei seinem Handeln derart die Tugendhaftigkeit in den Vordergrund stellt und selbst einen dermaßen frugalen Lebensstil pflegt, dass er noch nicht mal den Steuerfreibertrag für Kleinsparer erreicht, Auslöser des größten Steuerskandals in der deutschen Geschichte wird. Und mein Glaube an Klaus Zumwinkels Integrität wurde belohnt. Anonyme Informanten haben ein Telefonprotokoll aus einem toten Briefkasten der Telekom geborgen und mir zugespielt, aus dem eindeutig hervor geht, dass Klaus Zumwinkel nicht Täter sondern Opfer von gewissenlosen Telefonmarketing-Praktiken geworden ist. Ich veröffentliche nachfolgend das hochbrisante Transkript im Wortlaut:

„Zumwinkel, hallo!“
„Tach, Herr Zumwinkel, hier Dubiosius von der LGT-Bank Liechtenstein, haben Sie mal ’ne Minute?“
„Eigentlich nicht, lieber Herr Dubiosius, das tut mir leid. Ich muss schnell zur Postbank, die Überweisungen für wohltätige Zwecke abgeben…“
„Tja, eigentlich wollte ich mit Ihnen ein paar zukunftsträchtige Anlagestrategien…“
„Anlagestrategien? Ich fürchte, das kommt für mich nicht in Frage. Ich lege mein Geld nicht an.“
„Bitte? Sie… Sie sind doch DER Zumwinkel? Der Post-Oberpropeller? Der Milliarden-Flipper?“
„Nun ja, ich habe die genannte Position inne. Aber wissen Sie, eigentlich bedeutet Geld mir nichts.“
„Entschuldigung, Herr Zumwinkel, aber die Post schießt Ihnen doch jeden Monat reichlich Asche aufs Giro, die ganzen Nebengeräusche von Ihren Aufsichtsrats-Mucken kommen noch dazu… was machen Sie denn mit dem ganzen Zaster?“
„Das spende ich für wohltätige Zwecke. Ich selbst lebe sehr bescheiden, wenn Sie sich mal meine Steuererklärungen angucken, im letzten Jahr bin ich knapp unterm Sparerfreibetrag geblieben, dies Jahr war ich leider knapp drüber…“
„Unglaublich.“
„Wissen Sie, es gibt soviel Armut und Not auf der Welt, da spende ich gern. Und für mich brauch ich ja nichts. Ich hab ’ne Dienstwohnung, mittags ess ich in der Kantine, und abends machen meine Frau und ich uns ein Brot in der Wohnküche…“
„Beknack… bewunderungswürdig. Das bringt mich auf eine Idee: Sagen Sie, wissen Sie, wo in der Welt die Armut und Not am größten ist?“
„Das kann ich beim besten Willen nicht sagen. Afrika? Afghanistan? Wie wollen Sie das bemessen?“
„Die größte Not herrscht bei der LGT-Bank in Liechtenstein.“
„Herr Dubiosius! Wollen Sie mich foppen?“
„Aber nein, Herr Zumwinkel! Der Regierende Fürst von und zu Liechtenstein hat doch die LGT-Bank gegründet, um Not und Armut in der Welt zu lindern. In unseren Geschäftsstatuten steht, dass wir einhundertfünfzig Prozent unseres Gewinns an die Armen und Bedürftigen der Welt spenden müssen.“
„Einhundertfünfzig Prozent? Das geht doch gar nicht! Das ist betriebswirtschaftlicher Irrsinn. Wie ist dieses Statut zustande gekommen?“
„Der Regierende Fürst ist ein großer Philanthrop aber ein miserabler Kopfrechner.“
„Tja. Sowas soll’s geben. Tragisch.“
„Und deshalb sind wir nun auf Spenden angewiesen, um Monat für Monat auf diese 150 Prozent zu kommen.“
„Das hab ich noch nie gehört, dass man einer Bank etwas spenden kann.“
„Eben weil es das nur bei der LGT-Bank gibt. Welche andere Bank schüttet denn 150 Prozent ihres Gewinns an die Bedürftigen aus?“
„Hmmm. Das klingt logisch. Sagen Sie, wie kann man denn Ihrer Bank etwas spenden?“
„Das ist ganz einfach. Sie eröffnen bei uns ein Konto, zahlen darauf den Betrag ein, den Sie spenden wollen, und damit ist der Fall für Sie erledigt.“
„So einfach geht das? Das hätte ich nicht gedacht… “

Und wer hat’s rausgekriegt? Die Liechtensteiner? Die Schweizer? Nein! Die Netzecke!
[tags]Zumwinkel, Raffke, Liechtenstein, LGT-Bank, Steuerhinterziehung, Ungeheuer![/tags]